Hochdahl: Herr Pfarrer erfindet sich immer wieder neu
Lutz Martin feiert am Sonntag sein 25-jähriges Ordinationsjubiläum.
Hochdahl. Er öffnet die Tür zum Gemeindezentrum in der Sandheide. Wie schon unzählige Male zuvor, bei denen er Besucher und Gemeindemitglieder empfangen und verabschiedet hat. Am Sonntag feiert er sein 25-jähriges Ordinationsjubiläum in der Neanderkirche im Neanderweg.
Pfarrer Lutz Martini (54) war gern bereit, über die vergangenen 25 Jahre als mittlerweile dienstältester Pfarrer der Gemeinde zu sprechen. "Natürlich habe ich vor dem Theologiestudium darüber nachgedacht, ob mein Glaube mich durch einen solchen Beruf tragen wird", gesteht er offen. Denn eigentlich wollte Lutz Martini Sonderpädagogik studieren, um später mit benachteiligten Kindern zu arbeiten.
Noch während des Zivildienstes in einem CVJM-Männerwohnheim kam er mit der dortigen Gemeinde in Berührung. Gemeinsam mit dem Pfarrer organisierte er Familiengottesdienste und Jugendbibelstunden. "Ich hatte kein Erweckungserlebnis, aber der Berufswunsch stand danach trotzdem schnell fest", erinnert sich Martini.
Direkt nach der Ordination übernahm er die Pfarrstelle in Hochdahl. Seither ist er in der Gemeinde tief verwurzelt. Aber wie fühlt man sich in einem Beruf, der nichts gemein hat mit einer geregelten Bürotätigkeit und mit ebenso geregelten Arbeitszeiten? Der einem oft alles abverlangt, und in dem man den Menschen oft in Ausnahmezuständen des Lebens begegnet?
Lutz Martini denkt einen Augenblick darüber nach, wie er die Anforderungen seines Berufes bewältigt. "Da hilft mir mittlerweile auch die Routine", glaubt er. Natürlich habe es auch Momente gegeben, wo er ins Zweifeln geraten sei.
"Manchmal kommt alles auf einmal", erinnert er sich an den Tod eines jungen Gemeindemitglieds an einem Heiligabend. Mitten im Fürbittengebet blieb ihm mit Tränen in den Augen die Stimme weg. Die Gemeinde spürte die Nöte des Pfarrers und betete allein das Vaterunser. "So wird man auch durch schwierige Zeiten getragen", sagt Pfarrer Martini.
Wenn es um einen Rückblick geht, gerät ihm auch schnell die besondere Situation in der Sandheide in den Blick. Auf der einen Seite der Sandheider Straße wohnen die Millionäre, auf der anderen spricht man vom sozialen Brennpunkt. Dass sich Lutz Martini auch als Vermittler zwischen den Milieus versteht, ist daher nicht verwunderlich. Dass er genau das auch schafft, ist ihm ein besonderes Anliegen.
Bedauerlich findet er, dass es keinen Kontakt zur muslimischen Gemeinde gibt. "Der Imam spricht leider kein Deutsch", sagt Martini. Blickt er auf ein Vierteljahrhundert Gemeindearbeit zurück, so scheint ihm hingegen vieles gelungen. "Ich kann mich in meinem Beruf immer wieder neu erfinden", erzählt er von der Jugendarbeit über die Ökumene bis hin zur Seniorenbetreuung von zahlreichen Aufgaben, die ihm ans Herz gewachsen sind.