Inklusion verunsichert Eltern
Im Sommer 2014 beginnt an Regelschulen der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung.
Mettmann. Ab dem August 2014 sollen Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet werden. Die Förderung von Schülern mit unterschiedlichen Behinderungen soll in den allgemeinen Schulen zur Regel werden. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf hat die Landesregierung in den Landtag eingebracht. Grund genug für die CDU, das Thema Inklusion in Mettmann zu thematisieren.
Am Dienstagabend hatte die Union zu einem öffentlichen schulpolitischen Abend mit Experten eingeladen. Dabei wurde deutlich, dass viele Eltern, aber auch viele Lehrer Angst vor der Inklusion haben. Eltern befürchten, dass Kinder mit starken Behinderungen, vor allem mit emotionalen und sozialen Entwicklungsstörungen den Unterricht so stören, dass die anderen Kinder darunter leiden könnten. Und viele Lehrer fühlen sich den künftigen Anforderungen nicht gewachsen, weil sie keine sonderpädagogische Ausbildung haben.
An der Grundschule Herrenhauser Straße werden schon seit Jahren nichtbehinderte und behinderte Mädchen und Jungen zusammen unterrichtet, berichtete Schulleiterin Birgit Krohm. An ihrer Schule werden zurzeit 37 Kinder mit Förderbedarf in den insgesamt 15 Klassen unterrichtet. Unterstützt wird Krohm von Sonderschulpädagogen sowie von der Erich-Kästner-Förderschule (EKS), die der Grundschule bei Präventionsmaßnahmen hilfreich zur Seite steht. „An die Schulen, die keine Sonderpädagogen haben, entsenden wir unsere Lehrer, um auch dort inklusiven Unterricht möglich zu machen“, sagte Anne-Dore Lange-Hochgesand, die Leiterin der Erich-Kästner-Schule.
Wie gut und erfolgreich die Zusammenarbeit zwischen Förderschule und den Regelschulen funktioniert, belegen Zahlen. Denn mit 110 Schülern hat die EKS die Mindestzahl der Schüler schon unterschritten. „Weil immer mehr Kinder an Regelschulen, wenn es möglich ist, unterrichtet werden, oder von unserer Schule an eine andere weiterführende Schule gewechselt sind“, sagte Lange-Hochgesand.
Die Befürchtung, dass Kinder mit besonderem Förderbedarf das Lernniveau senken würden, können beide Schulleiterinnen nicht bestätigen. Im Gegenteil. „Die Kinder ohne Förderbedarf profitieren sogar davon, lernen besser eigenverantwortlich zu arbeiten und selbstständig zu lernen. Und ihre Sozialkompetenz ist viel ausgeprägter“, sagte Krohm.
Inklusion sei richtig, sagten die Schulleiterinnen. Allerdings müssten dafür die richtigen Rahmenbedingungen vom Land geschaffen werden. Zudem müssten genügend Sonderpädagogen in die Schulen geschickt werden.
Beide fordern, dass die Erich-Kästner-Schule erhalten bleibt. „Damit Eltern von Kindern mit Förderbedarf auch weiterhin entscheiden können, ihr Kind wohnortnah auf eine Förderschule zu schicken“, sagte Krohm.
Die Entscheidung, welche Schule ab 2014 eine Inklusionsschule werden soll, muss die Politik demnächst entscheiden.