Integrationsexpertin klärt Anwohner über Flüchtlinge auf

Yasemin Yavuz, Flüchtlingskoordinatorin der Caritas, ist der Dialog zwischen Einheimischen und den Migranten wichtig.

Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. Mit Flüchtlingen sprechen, das ehrenamtliche Engagement koordinieren: Ein Jahr lang tat Yasemin Yavuz (37) all das, was in ihrem Job bei der Caritas von ihr erwartet wurde. Das tut sie auch immer noch — mit Leidenschaft und Überzeugung. Etwas allerdings hat sich verändert, seit sie kürzlich in der Stadthalle beinahe 400 Besuchern der Informationsveranstaltung zum Thema „Flüchtlinge“ gegenüber saß. Dort hatte es vehemente Kritik an den städtischen Plänen gegeben, auf dem Sportplatz an der Gruitener Straße eine Flüchtlingsunterkunft einzurichten. Yasemin Yavuz wurde vom Gegenwind eiskalt erwischt. Sie sagt selbst: „Ich spreche hier ja meistens mit Ehrenamtlern und es herrscht die Überzeugung, dass wir die Dinge anpacken und gut hinbekommen.“

Dass diese Haltung offenbar nicht von allen Bürgern geteilt wird, sei eine der größten Herausforderungen für die Zukunft. „Wir müssen mehr Räume schaffen, in denen man sich begegnen kann“, glaubt Yasemin Yavuz, dass sich so am ehesten die Kluft überwinden lasse, die sich bis in die Mitte der Gesellschaft hinein auftut.

Dass Mütter im Umfeld der Grundschule sich nach der Kölner Silvesternacht verunsichert fühlen und Unheil auf ihre Kinder zukommen sehen, muss offen ausgesprochen werden können. Auch Yasemin Yavuz kann sich die Ereignisse in Köln übrigens nicht erklären.

Dass muslimische Männer, die fremde Frauen noch nicht mal berühren dürften, auf derart massive Weise die Grenzen der eigenen Religion ebenso missachten wie die der betroffenen Frauen, bleibt für sie bis heute völlig unverständlich.

Yasemin Yavuz scheint es zu helfen, dass sie selbst quasi zwischen den Welten aufgewachsen ist. Als Kind türkischer Gastarbeitereltern, die beide berufstätig waren, lebte sie zeitweise bei einer deutschen Familie. Mit der deutschen Sprache groß geworden, besuchte sie einen katholischen Kindergarten. „Die Rituale dort haben mir Halt gegeben“, erinnert sie sich.

Ein Kopftuch trug sie nie — bis vor 12 Jahren ihre Tochter geboren wurde. Seither hat sie sich dem Islam wieder stärker zugewandt — in der eigenen Familie habe es deshalb auch Irritationen gegeben. Und dennoch hat sie sich nicht beirren lassen auf ihrem Weg, den auch ihr Mann mitgetragen habe. Während ihres Studiums war er es, der zuhause die Kinder versorgt hat.

Ohne seine Unterstützung wäre auch der Vollzeitjob bei der Caritas in Mettmann kaum zu leisten. Was die tägliche Gebetspraxis betrifft, sei sie es gewesen, die diese Tradition in der Familie wieder eingeführt habe.

Mittlerweile betet auch ihr Mann — allerdings ist er ihr dabei gefolgt, und nicht sie ihm.