Interview/Netzwerk Hochdahl: Altern ist nichts für Feiglinge
Am Freitag feiert das Netzwerk Hochdahl fünfjähriges Bestehen. 150 Aktive setzen sich hier für Senioren ein. Anlass für ein Gespräch über Angst vor dem Alleinsein, scheue Männer und Namensprobleme.
Hochdahl. Gemeindezentrum Sandheide, Hans-Sachs-Weg. Das Haus wird auf Hochglanz gebracht für die Feier zur "Holzhochzeit" des Netzwerks mit dem Stadtteil. Hier treffe ich Sigrid Gerwann und Elke Nußbaum. Gerwann ist sei Mai 2007 hauptamtliche Caritas-Begleiterin des Netzwerks, Nußbaum ist seit vier Jahren ehrenamtlich dabei.
WZ: Frau Nußbaum, Frau Gerwann, was bedeutet für Sie würdiges, "gutes" Altern?
Elke Nußbaum: Wir hatten hier mal ein Forum: "Alt werden ist nichts für Feiglinge". Dieser Gedanke macht uns Aktive aus: Wir gehen unser Alter an - mit allen Schwächen. Aber wir versuchen, so kreativ und aktiv wie möglich zu sein, statt zu jammern. Gerwann: Das bewundere ich an vielen Menschen hier: Sie sind agil, gehen das Leben noch an - anders als Senioren, die sich mit 65, 75 zurückziehen und sagen: Ich bin alt, jetzt kommt nichts mehr.
WZ: Was hat Sie, Frau Nußbaum, dazu gebracht, sich im Netzwerk zu engagieren?
Nußbaum: Ich wurde frühpensioniert, und nach einer Ruhephase wollte ich wieder etwas tun. Als Hochdahlerin bot sich das Netzwerk für mich an - und mir gefiel der Gedanke der Vernetzung, des Kontakts mit anderen Menschen.
WZ: Frau Gerwann, erreichen Sie denn nur solche Leute - die Interessierten, die fitten? Oder können Sie auch etwas für alte Menschen tun, die allein zu Hause sitzen und von der Isolation bedroht sind?
Gerwann: Es ist natürlich leichter, an die aktiven Menschen heranzukommen. Bei den anderen weiß man leider oft nicht einmal, wo sie zu finden sind. Wir versuchen zwar, über Stadtteilfeste und Veranstaltungen präsent zu sein. Aber das ist nicht einfach. Nußbaum: Zur Zeit knüpfen wir zum Beispiel Kontakte zu einem internationalen Frauenkreis, um auch Migrantinnen einzubeziehen. Da gibt es viele Barrieren. Aber wir sind zuversichtlich - zumal sich Frauen viel leichter bewegen lassen als Männer.
WZ: Tatsächlich?
Gerwann: Ja, interessanterweise sind hier fast überall die Frauen in der Überzahl - außer in der PC-Gruppe.
WZ: Es lebe das Rollenklischee. . .
Gerwann: Es liegt auch daran: Wenn Sie sich entscheiden, zu uns zu kommen, zeigen Sie zugleich: Hier ist ein Bruch in meinem Leben, ich muss, was ändern. Das einzugestehen, fällt Männern viel schwerer als Frauen. Die wollen eher, dass alles weitergeht wie vorher, und stellen sich erst nach Notsituationen um.
WZ: Notsituationen? Sind Sie auch dafür da?
WZ: . . . der wie funktioniert?
Nußbaum: Es ist wie Essen auf Rädern, nur dass man zu den Leuten nach Hause kommt und ihnen vorliest - Nahrung für den Geist. Gerwann: Um solche Angebote weiter aufrecht erhalten zu können, suchen wir auch verstärkt jüngere Aktive. Denn unsere Leute der ersten Stunde kommen auch langsam in die Jahre.
WZ: Haben Sie ein PR-Problem?
Einrichtung: Im Netzwerk sind unterdem Dach des Caritasverbandes 150 feste Aktive aus 22 Interessengruppenverbunden. Sie bietev ein vielfältiges soziales und kulturellesProgramm an mehren Standorten an - vom Skatkreis bis hin zurNachmittagsbetreuung an Schulen.
Gesprächspartner: Sigrid Gerwann ist die hauptamtlicheCaritas-Begleiterin des Netzwerks und steht unter der Telefonnummer0 21 04/80 88 96 für Informationen zur Verfügung. Elke Nußbaum (64) istpensionierte Deutsch- und Geschichtslehrerin. Seit vier Jahren kümmertsie sich im Netzwerk vor allem um die Kulturarbeit, zum Beispiel dasLesecafé oder "Kultur auf Rädern".
Feier: Freitag, 11-17 Uhr, feiert das Netzwerk unter dem Motto"Holzhochzeit" ihr fünfjähriges Bestehen im evangelischenGemeindezentrum Sandheide, Hans-Sachs-Weg 1. Alle Interessierten sindeingeladen.