Investor für Posthalterei gesucht
Für 425 000 Euro soll der Gebäudekomplex den Besitzer wechseln. Da das Haus nicht unter Denkmalschutz steht, könnte der Käufer es abreißen. Das wollen die Bürger nicht.
Mettmann. Jochen Sickelmann, Eigentümer des Gebäudekomplexes an der Oberstraße 7 (ehemalige Posthalterei) hat aus Altersgründen seinen Jeansladen geschlossen und möchte den Gebäudekomplex verkaufen. Die Verhandlungsbasis beträgt 425 000 Euro. Die alte Posthalterei war und ist ein Thema in der Kreisstadt - gerade vor dem Hintergrund, dass in den 60er und 70er Jahren zahlreiche Häuser, ja ganze Straßenzüge platt gemacht worden sind.
Die Mettmanner wollen, dass die die alte Posthalterei nicht abgerissen, sondern erhalten bleibt. Doch was passiert, wenn ein potenter Investor den Gebäudekomplex kauft, abreißt und dort ein Mehrfamilienhaus errichtet? Möglich wäre das, weil die alte Posthalterei nicht unter Denkmalschutz steht. Die Denkmalschutzbehörde hatte die Häuser unter die Lupe genommen und kam zu dem Ergebnis, „nur bedingt erhaltenswert“. Das liegt auch daran, weil der Eigentümer in den vergangenen Jahren die alten Lehmwände mit modernen Baumaterialien ersetzt hat. Somit ging alte Bausubstanz für immer verloren.
Bereits vor 18 Jahren gab es Vorstöße, das Ensemble zu erhalten. Die SPD-Fraktion wollte bis zum Stadtjubiläum 2004 das historische Gebäude restaurieren lassen und den Hinterhof zugänglich machen. Deshalb hatten SPD und Jochen Sickelmann eine Vereinbarung getroffen, die allerdings noch vom Rat beschlossen werden musste. Die Stadt soll einen unabhängigen Gutachter mit der Wertermittlung der Gebäude beauftragen. Architekten sollten ferner im Rahmen eines Ideenwettbewerbs ein Nutzungskonzept entwickeln (Weinstube, Architekturbüro). Außerdem, so Fraktionschef Christian Denstorff, sollte die Stadt einen Investor für ein Nutzungskonzept suchen. Der Verkauf des Grundstücks und der Gebäude blieben Angelegenheit des Eigentümers. Doch daraus wurde nichts. Die Preisvorstellungen des Eigentümers bei einem möglichen Verkauf der Häuser entsprachen nicht den Aussagen des Wertgutachtens. Allein die Investitionssumme für eine Sanierung wurde damals im Jahr 2000 auf 800 000 Mark geschätzt.
Auch die Gründung eines Fördervereins im Jahr 2002 verlief im Sande. Hans-Günther Kampen, Chef der UBWG machte sich zum Sprecher. Er hatte die Goldberger Mühle und die Alte Straßenbahn mit Erfolg restauriert. Voraussetzung war damals, dass der Förderverein nur aktiv werden konnte, wenn der Eigentümer die Bereitschaft erklärte, den Gebäudekomplex für die Dauer der Sanierung und einer späteren Nutzung an den Verein zu übertragen. Doch auch aus diesem Vorhaben wurde nichts. Der Eigentümer wollte seinerzeit das Gebäude mit Eigenmitteln sanieren.
Das Landesamt für Denkmalpflege kam 2009 zu dem Ergebnis, dass ein Denkmalwert nicht vorliege. Der derzeitige Zustand der hinteren Gebäudeteile sei so schlecht, dass bei einer notwendigen Restaurierung etwa zwei Drittel der historischen Bausubstanz erneuert werden müsste. Dies, so das Landesdenkmalamt, würde einer Rekonstruktion der Gebäude gleichkommen, denn der Komplex könnte nicht ohne Verlust seiner Identität und nahezu der gesamten Originalsubstanz erhalten werden.
Meinhard Sucker, ein anerkannter Fachmann in Sachen Restauration, stellte 2009 fest, dass die alte Posthalterei sehr wohl denkmalschutzwürdig ist und erhalten werden müsse. Die unendliche Geschichte geht weiter.