Lokschuppen in Hochdahl: Die Leiden der alten Lady
Zu den Winteraufgaben der Eisenbahnfans gehört auch die Instandsetzung eines 51 Jahre alten Dampfmodells.
Hochdahl. Er nennt sie liebevoll die "alte Lady". Genau genommen ist sie eine englische Lady, weil ihr Original auf britischen Schienen unterwegs war. Dass sie ein Modell ist und deshalb nicht dampfend und schnaufend für die London and North Eastern Railway gefahren ist, nimmt Peter Mally seinem Sorgenkind nicht übel.
Mally ist einer von mehr als zehn aktiven Eisenbahnfreunden, die sich immer mittwochs und samstags in der Werkstatt des Lokschuppenvereins treffen. Die alte Lady ist ein 51 Jahre alter Nachbau vom Typ "A1 Flying Scotsman" und mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommen. 500 Kilogramm wiegt das Modell im Maßstab 1:8.
Deshalb gibt es schon mal hier und da ein Zipperlein zu beklagen. Momentan ist es allerdings ernstes Leiden. "Der Kessel musste ausgebaut werden", erklärt Peter Mally, was die Bastler diesmal umtreibt. "Das ist kein Spaßgerät, sondern ein echter Druckbehälter", spricht der Hobbyeisenbahner über technische Details, die es offenbar in sich haben.
Denn noch fehlen die Papiere für die alte Lady, die unbedingt gebraucht werden, um sie wieder in die Gänge zu bringen. "Das ist wie Autofahren ohne Tüv", erklärt Udo Kampschulte, warum sich die Vereinsmitglieder durch halb Europa telefoniert haben, um in den Besitz von Originalpapieren für das alte Schätzchen zu kommen.
In der Schweiz wurden sie fündig. Er hoffe, so Kampschulte, dass die alte Dame bald wieder in Schwung kommt. "Sonst müssen wir mit 7000 Euro für einen neuen Kessel tief in die Vereinskasse greifen."
Dabei gibt es noch so viele Pläne, die gerade in den Wintermonaten wie Pilze aus dem Boden schießen. Denn dann ist das Museum geschlossen, und es bleibt genug Zeit für neue Ideen. So widmen sich die Vereinsmitgliedern ihrem Wunsch, eine alte Kölner Bahnsteighalle auf dem Hochdahler Gelände aufzubauen.
"Derzeit werden in Köln die Stützen abgebaut. Wir hoffen, dass wir genug davon bekommen, um sie hier mit einem transparenten Dach wieder aufzustellen zu können", sagt Kampschulte.
Was die Baugenehmigung angeht, sieht er keine Probleme: "Es gibt gute Chancen, dass es klappt. Dann hätte nicht nur der Jazzsommer einen neuen Höhepunkt." Allerdings wartet vorher noch Schwerstarbeit auf die Eisenbahner. Die Gleise müssen ausgetauscht werden, Schotterstopfen ist angesagt. Kampschulte: "Das merkt man noch drei Tage danach in den Muskeln."
Übrigens wird in der Museumspause nicht nur schwer gearbeitet, sondern auch fleißig archiviert. 15.000 Bücher wollen verwaltet und etliche Akten, Fotos und Dias digitalisiert werden. Zwischendurch müssen die Lokschuppenmitglieder auch noch ab und an etwas für den heimischen Ehefrieden tun. Denn Spaziergänge mit der Ehefrau oder Freundin kommen in der Sommerzeit definitiv zu kurz.