Mäuseplage alarmiert Bauern

Der sprunghafte Anstieg der Population sorgt für Millionenschäden. Offener Brief an Minister.

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Kreis Mettmann. Hungrige Nager machen Nordrhein Westfalens Bauern das Leben schwer. In einigen Regionen hat der Befall durch Feld- und Wühlmäuse katastrophales Ausmaß angenommen. Schätzungen zufolge betragen die Verluste auf einigen Flächen bis zu 50 Prozent — besonders dort, wo es Möhren und Zwiebeln gibt. Aber auch bei Winterweizen und Gerste können betroffene Landwirte etwa zehn Prozent ihrer Erträge vergessen.

Der Bauernverband RLV bittet Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne) in einem offenen Brief um Hilfe. Er soll die Feldmausbekämpfung im Streuverfahren zulassen. „Diese Methode ist nur noch mit Ausnahmegenehmigungen möglich“, weiß Landwirt Hanno Paas. Dazu muss ein besonderer Antrag gestellt werden.

Gegen die störenden Nager anzugehen, ist Handarbeit. „Mit einer Mäuseflinte werden Giftköder ausgelegt.“ Dazu schreitet der Landwirt über seine Felder und legt an befallenen Stellen entsprechend portionierte Giftköder. „Um das in den Griff zu bekommen, ist viel Zeit nötig.“ Zwei mal drei Tage ist er unterwegs, um zu gucken, wo Mäusebauten sind, die Stellen zu präparieren und in der nächsten Runde zu kontrollieren, welchen Effekt die Aktion hatte.

Martin Dahlmann, Sprecher der Kreisbauernschaft, kennt von anderen Kollegen eine weitere wirksame Methode: Mit einer schweren Walze über die betroffenen Flächen fahren.

„Der sprunghafte Anstieg der Population seit Mitte August lässt sich nicht mehr mit den derzeitig zulässigen Methoden reduzieren, so dass die Landwirte teils von gravierenden Schäden ausgehen, sollte es keine anderweitige Möglichkeit der Bekämpfung geben“, heißt es in dem von Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), und Christoph Nagelschmitz, Präsident des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauer, verfassten Brief.

Nach vorsichtigen Schätzungen beläuft sich der Schaden allein für die rheinischen Möhren anbauenden Betriebe auf sieben Millionen Euro. Grund für den sprunghaften Anstieg der Mäusepopulation sind die „milden und trockenen Winter der vergangenen zwei Jahre“, vermuten Paas und Dahlmann. Die Feldmaus wirft bis zu 15 mal jährlich und zählt pro Wurf durchschnittlich zehn Nachkommen.

Monokulturen und das Fehlen von Brut- und Rückzugsräumen für Greifvögel, natürliche Feinden der Nager, begünstigen die Mäuseplage. „In Wald und Flur gibt es längst nicht mehr genug Rückzugsräume für Greifvögel“, sagen die Bauern. „Eine Feldmausbekämpfung im Streuverfahren sei daher dringend erforderlich“, fordert der RLV in seinem Brief.