Marktschreier in Erkrath: Bloß nicht heiser werden

Sie heißen Aal-Achim oder Wurst-Axel und wissen, wie man verkauft – trotzdem standen ihnen die Erkrather beim Verhandeln in nichts nach.

Erkrath. "Will noch jemand ein halbes Schwein?" Wurst-Achim klingt, als habe er mindestens schon fünf Tierhälften verkauft. Tatsächlich packt er im Minutentakt Brühwürste, Schinkenknacker und Salami in große Einkaufstüten. "Und die Spanische ist mit dabei", rundet Achim sein Angebot ab.

Am Wochenende war Wettbewerb der Marktschreier in Erkrath. Unter den lauten Verkäufern konnte das Publikum zwei Tage lang seine Gunst mit Hilfe von Stimmzetteln verteilen.

Die Schreier packen ihren Warenmix auf dem Bavierplatz für die immer wieder wechselnden rund 120 Zuschauer in große Plastiktaschen - zum Festpreis von 15 Euro. Obst gibt es für einen Zehner. Was dabei ist, entscheidet die Laune des Händlers oder das Verhandlungsgeschick der Käufer.

Obstmann Jürgen Weber hat es mit Kundin Friederike Grobe schwer. "Ich bekomme noch eine Honigmelone", fordert die Erkratherin. Klar, das geht. Und dann will Grobe noch blaue Trauben dazu. Da gibt Weber aber nur eine ganz kleine Rispe heraus: "Übermorgen muss ich zur Arge, weil Du mich ausgenommen hast", lamentiert der Verkaufsprofi.

Trotz drückender Schwüle geben die Marktleute alles. Achim wird ständig heiserer, Aal-Axel hat sich verkalkuliert, ist schon nach wenigen Stunden ausverkauft. "Macht nichts, heute Nacht bekomme ich neue Ware", schmunzelt der Fisch-Händler.

Aus dem Backofen seines Verkaufslasters holt er eine Fuhre Brötchen - für den Fischimbiss im Wagen gegenüber. Zur Stimmpflege nach stundenlangem Gebrüll hat Axel sein Spezialmittel: "Die meisten nehmen ja heißen Tee mit Honig, aber ich kuriere mich mit Wodka Lemon."

Die Sonderverkäufer sind eine feste Truppe. Ekrem Dincsoy aus Dortmund ist der Marktleiter, organisiert rund 45 Wochenend-Auftritte kreuz und quer durch Deutschland. In Erkrath ist die Karawane zum ersten Mal. "Im Westen ist es nicht leicht, neue Orte zu interessieren", weiß der 27-Jährige. Oft würden Städte die Marktspektakel ablehnen, weil Stadtfeste und andere Ereignisse keine Zeiten mehr frei lassen.

Die Erkrather sind froh über die Abwechslung: "Normalerweise ist hier samstags tote Hose", stellt Kundin Brigitte Schottke fest. Geteilte Resonanz finden die vielen Krämerstände, die mit den Schreiern angereist sind. Bratpfannen werden angeboten, dazu Taschen, Sonnenuhren und CDs. Für Claudia und Hartmut Scigocki aus Unterbach ist da zu viel Ramsch dabei.

Der Wettbewerb geht nur um Spaß und Ehre. Nächste Woche gibt es in Limburg sowieso eine neue Runde und der Gewinner wird dann sicher wieder Star-Schreier Wurst-Achim sein. "Das ist der einzige, den wir auch drüben bei den Ständen immer gehört haben", erinnert sich Erkratherin Doris Riebau.