Mettmann - Abschied von Friedel Lamers: Mit Vollgas in die Altersteilzeit
Friedel Lamers hat 45 Berufsjahre, davon 35 im Mettmanner Rathaus, auf dem Buckel. Am Freitag hat er seinen letzten Arbeitstag. Seine Modellautos nimmt er nicht mit.
Mettmann. Der Mann hat Hummeln im Hintern. Er ist ständig in Bewegung, erzählt mit Händen und Füßen. Aus seinem Mund sprudeln die Worte nur so heraus. Er blickt immer ein wenig schelmisch drein.
Auf der Schnittstelle von Bergischem Land und Rheinland vor 62 Jahren - nämlich auf der Mettmanner Ley - zur Welt gekommen, ist Friedel Lamers ein lebensfroher, aber durchaus auch nachdenklicher, ruhiger Mensch. Halb Rheinländer, halb Bergischer.
Er ist ein Spaßvogel, jemand, der gerne unter Menschen ist. Er braucht aber auch Auszeiten, in denen er allein sein möchte. "Langeweile hab’ ich selten." Nach 45 Dienstjahren, davon 35im Mettmanner Rathaus, räumt der Verwaltungsbeamte das Feld.
"Am Freitag werde ich das Büro besenrein übergeben." Und schon wieder dieser schelmische Gesichtsausdruck. "Dann werde ich nicht mehr um 6 Uhr aufstehen." Lange schlafen, viel Sport, aber auch ein bisschen Hausarbeit. "Die Treppe und die Maschine Buntes aber bestimmt nicht."
Resturlaub, Überstunden bei vollem Gehalt. Erst zum 1. März kommenden Jahres geht Lamers offiziell in Freistellung der Altersteilzeit. Und er freut sich darauf. "Das lachende Auge ist größer als das weinende." Das Neue Kommunale Finanzmanagement (NKF) oder der neue Tarifvertrag Öffentlicher Dienst (TVÖD). Lamers ist froh, dass er jetzt aussteigen kann. "Da kommt ganz schön was auf die Kollegen zu."
Eigentlich wollte Lamers Sportreporter werden. "Dafür hätte ich 1963 auf eine Fachschule in München gehen müssen. Das war finanziell überhaupt kein Thema." Also kümmerten sich Onkel Fritz und Karl-Heinz Lünenstraß (SPD-Bürgermeister von 1956-1961 in Mettmann und später Bundestagsabgeordneter) um die Zukunft Friedels.
Lamers begann seine Berufslaufbahn als Praktikant in der Kreisverwaltung. Nach der Ausbildung wechselte er 1971 ins Amt Gruiten, das für die Bereiche Hochdahl und Schöller zuständig war. Am 1. Januar 1975 trat er als Oberinspektor in den Dienst der Stadt Mettmann, weil das Amt Gruiten mit der kommunalen Neugliederung "zerschlagen" wurde.
"Ich wollte weder nach Wuppertal noch nach Haan." Kämmerei, Hauptamt, Rechnungsprüfungsamt. Zahlen lagen und liegen Lamers. "Im Sozial- oder Kulturamt wäre ich todunglücklich geworden."
Am Aufbau der EDV-Abteilung hat Lamers immer an vorderster Linie mitgewirkt. "7530 B, so hieß der erste Großrechner von Siemens." Doch bis das Monster aufgebaut war, musste Lamers Feldarbeit im Rathaus leisten. Er weiß noch, wie er Stadtdirektor Horst Masanek riet, endlich ein Faxgerät anzuschaffen.
"Er sagte, so was brauche er nicht. So ein Blödsinn." Einen Tag später kam er von seinem Monheimer Kollegen Schmidt zurück. Der hatte ein Fax-Gerät. Lamers: "Am nächsten Tag musste ich ein Gerät bestellen."
Warum er irgendwann einmal angefangen hat, Automodelle zu sammeln, weiß er nicht mehr. Zu Hause stehen in 13 Vitrinen rund 500 Modelle. Im Büro hat er noch einmal 180. "Die bleiben aber hier. Zu Hause habe ich dafür keinen Platz. Sonst krieg’ ich Ärger." Und noch ein andere Leidenschaft hat Lamers, die seit vielen Jahren seine Leidensfähigkeit strapaziert: Fortuna Düsseldorf.
Dass er Mettmann immer nur im Urlaub verlassen hat, liegt daran, "dass ich hier meinen Freundes- und Bekanntenkreis habe". An Mettmann schätzt er die gemütliche Atmosphäre mit viel Grün drumherum, in dem man wunderbar laufen kann.