Neanderthal Museum in Mettmann Jagen wie in der Steinzeit
Mettmann · Erstmals seit dem Pandemie-Ausbruch lud das Neanderthal Museum am Wochenende wieder zum Museumsfest ein. Hunderte Besucher tauchten in die Arbeits- und Lebenswelt der Steinzeitmenschen ein.
Buntes Treiben herrscht am Samstagnachmittag rund um das Neanderthal Museum: Die Talstraße, die zur Heimatstätte des Eiszeitmenschen führt, gleicht einer Pilgerroute, auf der sich unzählige Menschen tummeln. Aus den langen Schlangen vor dem Kassenhäuschen schauen Kinder neugierig aufs Gelände mit den vielen Mitmach-Stationen.
Archäologe Wolfgang Heuschen ist für diesen Tag zum Bäckermeister ernannt worden und bringt seinen selbst gebauten Lehmofen auf Temperatur, um Steinzeitbrot zu backen. Brot, für das erst einmal Getreidekörner zu feinem Mehl gemahlen werden müssen – so wie in der Steinzeit, eben mit Steinen und viel Muskelkraft. Die Kinder reiben eifrig einen abgerundeten Stein über einen flachen Untergrund. Dazwischen liegen die kleinen Körner, die durch Reibung und Kraft zu Pulver verfallen. Lea schaut sich dieses Spektakel interessiert an und hilft Heuschen dabei, den fertig gekneteten Brotteig in den Ofen zu schieben. Der Fünfjährigen ist das Bäckerhandwerk nicht fremd. Mama Nadine arbeitet als Bäckereisfachangestellte und zu Hause, verrät sie, wird auch fleißig gebacken.
Gebacken wird mit
modernen Hilfsmitteln
Allerdings mit anderen Hilfsmitteln, als in der Steinzeit. „Das wird ihr ganz bestimmt in Erinnerung bleiben“, ist die Mutter überzeugt. Für die Familie aus Oberhausen ist ihr erster Besuch im und um das Neanderthal Museum und bereits der erste Eindruck hat die Mutter begeistert: „Es sieht alles sehr interessant aus, mit sehr vielen schönen Mitmachaktionen für die Kinder, wo sie vieles ausprobieren können und erleben, wie die Menschen in der Steinzeit gelebt und gearbeitet haben.“ Und auch Lea hat Spaß, gibt sie mit einem verschüchterten Nicken zu. Heuschen will den Gästen dies vermitteln: „Die Steinzeitmenschen waren perfekte Handwerker.“
Doch nicht nur das. Offensichtlich waren sie auch den schönen Künsten zugeneigt, was sich beispielsweise an den Wandmalereien an verschiedenen Fundorten zeigt. Auch Musik spielte offensichtlich eine Rolle, sagt Gabriele Dafferth. Vor einer großen Runde interessierter Besucher zeigt die Musikerin, welche Instrumente die Neandertaler hatten und woraus sie gefertigt waren. Feine Eiszeitflöten aus Schwanenflügelknochen etwa.
Für ihre Besucher hat sie 1500 Flöten – allerdings aus Bambusfasern – gefertigt: Kinder und Erwachsene halten sich den kleinen Strohhalm aus Bambusfasern an die Lippen, pusten und blasen aus unterschiedlichen Winkeln hinein.
Zu hören ist allerdings nur ausweichende Luft. „Da muss man schon etwas länger üben“, beschwichtigt Dafferth lächelnd. Dass ihr Stand so gut bei den Besuchern ankommen würde – sie hatte es gehofft. „Aber ich bin überrascht, wie viele Menschen tatsächlich gekommen sind.“
Neben Steinzeit-Bäckerei und –Musiksalon wecken auch viele weitere Stationen, wie etwa Bogenschießen und Speerwerfen, eine Tonwerkstatt, in kleine Figuren geformt und im Feuer gebrannt werden, ein Imker und ein Schmied das Interesse der Besucher.
Für Jennifer Theisen und Nele Evang vom Besucherservice des Museums ein sehr gelungener Tag. „Wir haben im Vorfeld 450 Online-Tickets für den Tag verkauft“, berichtet Theisen. „Viele sind aber auch spontan gekommen.“