Theater in Mettmann Oscar Wilde von Ghostbustern gejagt

Mettmann · Cool, selbstironisch und zeitlos, so lässt sich Oscar Wilde beschreiben. Sein „Gespenst von Canterville“ haben sich die Theater-AGler des Heine-Gymnasiums als Vorlage genommen, seine Ketten neu geölt und unter eine Disco-Kugel gestellt.

„Das Gespenst von Canterville“ treibt im HHG sein amüsantes Unwesen.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Das Milieu Londoner Salons des Fin de siècle hat wohl keiner so hinreißend unterhaltsam wie Oscar Wilde beschrieben. Spitzzüngige Sticheleien, sarkastischer Spott, hochtrabend und eitel, immer geistreich, manchmal pompös und irgendwie cool sind seine Stücke. Wie sie sich in entstaubter Version auf die Bühne einer Schulaula bringen lassen, zeigt jetzt die Mittelstufen Theater-AG des Heine-Gymnasiums. Unter der Leitung von Julia Stadler und Carsten Heth haben sie „Das Gespenst von Canterville“ inszeniert. Aufführungen sind Dienstag, 16., und Mittwoch, 17. April, jeweils 18 Uhr in der Schulaula an der Hasselbecker Straße.

„Ganz nach dem Motto ‚Oscar Wilde trifft die Ghostbusters‘ interpretieren wir die Erzählung in einer 80s-Retro-Edition“, gibt Theaterleiter Carsten Heth zu Protokoll. Normalerweise unterrichtet er Deutsch, Geschichte und Informatik, leitet seit 2017 besagte AG und hätte „dieses Projekt gerne früher realisiert. Doch dann kam Corona.“ Seit Schuljahresbeginn proben nun 17 Schülerinnen und Schüler ihre Rollen als Familienmitglieder oder Schlosspersonal. Zwei Rollen wurden erfunden, die des Autors nebst Produzenten. „Oscar Wilde versucht, sein Stück an den Mann zu bringen“, so landet es in den 80er-Jahren, berichtet Carsten Heth. Das wird schrill, denn Neonfarben dominieren, alle tragen ihre Frisuren, wie es in der Echtphase Thomas Anders und Dieter Bohlen machten und neben einem stylischen Kronleuchter hängt eine Discokugel.

„Im Theaterfundus konnten wir eine alte Wanduhr entdecken“, erzählt der Lehrer über Accessoires, die nun die Kulisse bilden. Ein Kollege steuert eine Original-Ritterrüstung bei. Überaus kreativ und handwerklich begabt zeigten sich die Akteure bei der Bemalung von Leinwänden. Eine bildet ein Mauerwerk mit Fenster ab. „Aus dem gucken Schlossbewohner, um sich über das typisch englische Wetter zu amüsieren.“ Auf der Hauptbühne sind Schloss plus Innenleben, die Nebenbühne stellt einen Friedhof, Spinnenweben und Grabsteine inklusive, dar.

Eine Hauptrolle spielt der Kamin, er ist Durchschlupf für das Gespenst und wurde von einem der Jungschauspieler in Heimarbeit mit dessen Mutter erstellt.

„Ohne die Mitglieder unserer Technik-AG wäre vieles unmöglich“, führt Carsten Heth aus. Zu jeder Szene haben sie eine eigene Lichtstimmung programmiert, die Einzelbilder werden durch Sounds und Effekte theatralisch verstärkt. „Und natürlich ist es aus Pädagogensicht schön anzusehen, wie hier jüngere und ältere Schüler gemeinsam arbeiten.“

Dass die Hobbydarsteller gleich begeistert vom Wilde-Stück waren, hängt mit ihrer grundsätzlichen Liebe zum Spiel und dem Sinn für „Leichtfüßiges“ zusammen. „Nach Sketchen und Comedy sollte es aber diesmal etwas mit Tiefgang sein“, das bringt das „Gespenst“ mit: In den Handlungssträngen verliebt sich die Hauptfigur ja nicht nur in einen Nachbarherzog. Es ist auch eine Geschichte von Befreiung und Erlösung nach Mord und Totschlag.

Eine neue Sandra Hüller soll im schuleigenen Theaterleben ebenso wenig wie der neue Christian Friedel entdeckt werden. Theaterarbeit ist spielerischer Spaß – und ganzheitliches Lernen. „Sprechen zu können, eine Figur zu entwickeln, mit anderen zusammen etwas abzustimmen, das alles fragt verschiedene Skills und Kompetenzen ab“, fasst Carsten Heth zusammen. Und lässt Überraschungen zu. „Mancher Schüler, der im Unterricht eher introvertiert ist, zeigt hier ganz andere Facetten.“