Mettmann: Interview/Horst Masanek - Der „Lange“ wird heute 70

Mettmanns langjähriger Stadtdirektor Horst Masanek spricht über gestern und heute.

Mettmann. Hoch aufgeschossen - jenseits der 1,90 Meter. Kein Wunder, dass er im Rathaus immer "der Lange" war. "Na, das war ja eine harmlose Bezeichnung. Da gab’s bestimmt auch andere."

Horst Masanek schmunzelt. Als er vor zehn Jahren seine Sachen im Rathaus zusammenpackte, weil das Land keine Stadtdirektoren mehr wollte, sondern hauptamtliche Bürgermeister, sei das Aufatmen in der Verwaltung gar nicht so groß gewesen, "hab’ ich vom Personalrat gehört". Der "ausgemusterte" Stadtdirektor wechselte in die Wirtschaft, als Vorstandssprecher des Mettmanner Bauvereins- bis 2008.

Von 1971 bis 1980 war er Parteichef der CDU in Mettmann, danach knapp 20 Jahre Stadtdirektor und neun Jahre beim Bauverein - Horst Masanek hat in Mettmann viel bewegt. Am Freitag wird er 70 Jahre alt. Die WZ sprach mit ihm.

WZ: Warum haben Sie 1999 nicht als Bürgermeister kandidiert?

Masanek: Bis 1999 war ich mit Leib und Seele Verwaltungsmann. Dazu wären dann noch die Repräsentationsaufgaben gekommen. Das war nicht mein Ding. Außerdem hab’ ich gedacht, jetzt bist du 59, da kannst du noch mal was ganz anderes machen."

WZ: Der Mettmanner Bauverein?

Masanek: Ja. Ich habe meine Entscheidung nie bereut. Es war eine interessante Tätigkeit. Für mich war es eine Bereicherung, mal die andere Seite kennen zu lernen. Ich habe darauf gedrängt, dass der Bauverein sich stärker auf die Innenstadt fokussiert. Wir haben viel bewegt, interessante und schöne Häuser gebaut oder alte Gebäude aufwändig restauriert.

WZ: Was hätten Sie als Stadtdirektor gerne geschafft?

Masanek: Die Lösung Karstadt. Das Königshof-Karree. Wir glaubten damals, einen großen Magneten wie Media-Markt oder einen großen Textilhändler nach Mettmann holen zu können. Aber die hatten gar kein Interesse. Es war ein totgeborenes Kind.

WZ: Und was noch?

Masanek: Ich hätte gern eine neue Sportanlage jenseits der K18 gesehen. Ein idealer Standort. Da hätten wir alle Optionen für den Sport gehabt. Aber das ist an den Genehmigungsbehörden gescheitert. Das bedauere ich heute noch.

WZ: Woran denken Sie gerne zurück?

Masanek: Als die Bundesbahn in den 80er-Jahren den Schienenbusverkehr nach Düsseldorf einstellen wollte, haben wir das nicht akzeptiert, haben ein Gutachten in Auftrag gegeben, um herauszukriegen, was die Strecke bringen könnte. Es lohnte sich und wir haben es gewagt.

WZ: Daraus wurde die Regiobahn?

Masanek. Genau. Dass ich das mit anstoßen konnte, macht mich heute noch zufrieden.

WZ: Noch mehr?

Masanek: Ja. Dass wir es geschafft haben, die Schmelzhütte Seibel aus der Stadt weg zu bekommen, war sicher auch ein großer Erfolg. Eine andere Sache: Wir kriegten spitz, dass ein Bauer im Westen seinen ganzen Hof verkaufen wollte. Da haben wir zugegriffen. Der Rat hat sofort mitgezogen. Ansonsten gäbe es das Wohngebiet Mettmann-West heute nicht. Aber auch der Kauf des Neanderhofs war richtig. Somit hatte Mettmann ein Grundstück für das neue Neanderthal Museum.

WZ: Was würden Sie heute als Bürgermeister anpacken? Was muss in Mettmann passieren?

Masanek: Die Stadt muss sich besser verkaufen. Wir haben hervorragende Gewerbeflächen, das muss nach außen besser dargestellt werden. Das fängt beim Papier an und hört beim Internet auf. Die einzigartige Lage im Grüngürtel, die Standortfaktoren, die für Mettmann sprechen, das muss besser vermarktet werden. Zudem brauchen wir ein Leitbild für Mettmann.

WZ: Was heißt das?

Masanek: Die Stadt muss Vorgaben machen, was sie wo erreichen will. Zum Beispiel die Oberstadt. Die wird niemals ein Einkaufsviertel. Da muss die Stadt sagen, was dort entwickelt werden kann. Kunst, Antiquariat, Kneipen. So etwas gehört dorthin. Dasmussmit der Bürgerschaft diskutiert und dann festgeschrieben werden. So, wie es das Bürgerforummit den Overhoffschen Höfenversucht.

WZ: Alle fordern, dass Bürger stärker in Entscheidungsprozesss einbezogen werden sollten.

Masanek: Na klar. Die Bürger müssen mehr in Entscheidungen eingebunden werden. Aber irgendwann muss auch entschieden werden. Und das kann nur der Rat. Aber es ist wichtig, den Bürger frühzeitig über wichtige Entscheidungen, die getroffen werden müssen, zu informieren. Wenn beim Bürger das Gefühl entsteht, dass er keine Möglichkeit hat, mitzureden, ist das ganz schlecht. Ein Ratsinformationssystem, bei dem die Bürger sich per Mausklick informieren können, braucht Mettmann.

WZ: Was wünschen Sie sich für die Stadt?

Masanek: Dass sich Mettmann mehr mit dem Neandertaler identifiziert. Ich schwärme immer noch davon, dass mitten auf den Jubiläumsplatz eine Neandertaler-Figur aufgestellt wird.

WZ: Und was wünschen Sie sich zum 70. Geburtstag?

Masanek: Das es so weitergeht wie bisher. Natürlich Gesundheit. Und dass es Dinge gibt, für die man sich einsetzen kann, oder über die man sich aufregen kann.