Mettmann: Jedes achte Kind ist arm

13,2 Prozent der Kinder in Mettmann leben offiziell am Existenzminimum. Die Dunkelziffer ist noch viel höher.

Mettmann. "Die Zahl hat uns erschreckt", sagt Astrid Hinterthür, Fachbereichsleiterin für Schule, Sport und Kultur. Die Zahl, das sind 929 Kinder und Jugendliche in Mettmann, die offiziell als arm gelten. Arm deshalb, weil ihre Eltern weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens (938 Euro) in Deutschland verdienen. In Mettmann sind das 888 Kinder, deren Eltern das Arbeitslosengeld II bekommen, 8 Mädchen und Jungen, deren Eltern Sozialhilfe bekommen und 33Kinder von Asylbewerber.

In Mettmann leben damit umgerechnet 13,2 Prozent der insgesamt 7020 Kinder und Jugendlichen in Armut. Damit liegt Mettmann um 0,8 Prozentpunkte über dem mittleren Wert für Westdeutschland, im Durchschnitt sind es dort 13,2 Prozent.

So erschreckt Astrid Hinterthür von den Mettmanner Zahlen ist, weiß sie auch, dass die Dunkeziffer im Fall Kinderarmut vermutlich weitaus höher liegt als die offiziellen Zahlen. "Viele Kinder, deren Eltern nur knapp über der Armutsgrenze verdienen, kommen in dieser Statistik ja gar nicht vor. Aber auch diese Kinder sind oft von Armut betroffen."

Eine Aktion des Kinderschutzbundes gab den Anstoß für die Verwaltung, die Mettmanner Kinderarmut einmal statistisch zu erfassen. Der Kinderschutzbund hatte im September 800Fähnchen aufgestellt und damit an die geschätzte Zahl der armen Kinder zu erinnern. Dass es jetzt sogar noch 129 Mädchen und Jungen mehr sind als vom Kinderschutzbund geschätzt, bereitet Astrid Hinterthür Sorge. "Das Problem ist ja, dass sich diese Armut durch das Leben der Kinder zieht. Oft haben sie keinen Zugang zur Bildung, schaffen keine ordentliche Ausbildung."

Oft ist es versteckte Armut, die die Kinder quält und für Außenstehende kaum wahrnehmbar sind. Hinterthür nennt Beispiele: "Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kommen und bei den Klassenkameraden mitessen. Kleidung, die nicht den Wetterverhältnissen entspricht." Ein erster Schritt gegen die Armut ist für Hinterthür die Teilnahme Mettmanns am Landesprogramm "Kein Kind ohne Mahlzeit". Etwa 2,50 Euro kostet ein Schulessen, 1Euro davon übernimmt das Programm. Einen Euro müssen die Eltern zahlen, 50 Cent sollen von der Kommune kommen. "Wir als Nothaushaltsgemeinde können uns das nicht leisten, bei uns zahlen Sponsoren die 50Cent", sagt Hinterthür. Der Stadt sind finanziell die Hände gebunden. "Mehr Geld geht einfach nicht. Wir setzen auf unbürokratische Hilfe und Sponsoren."