Mettmann: Neue Saiten für Mettmann
Für den temperamentvollen Auftakt der 20. Blueswoche am Samstag sorgte Kent DuChaine, obwohl ihm zuvor die Saiten seiner Gitarre durchtrennt worden waren.
Mettmann. "Im nächsten Jahr hole ich Kent DuChaine", hatte Wolfgang Pieker beim großen Finale der Blueswoche 2008 angekündigt. Der Organisator der Blueswoche hielt sein Wort, schließlich gibt es diesmal auch nicht weniger zu feiern als das 20. Jubiläum einer Veranstaltung, die längst über die Stadtgrenzen hinaus von sich Reden gemacht hat.
Für dem fulminanten Auftakt am Samstag sorgte Kent DuChaine sorgte im rappelvollen Saal der Gesellschaft Verein. Und zwar so, wie es die Mettmanner von dem temperamentvollen US-Amerikaner gewohnt sind. Das zwischenzeitlich die Kulisse hinter ihm zusammenbrach, störte ihn nicht. Im Gegenteil: Kent DuChaine "rockte das Haus", wie er es schon in den Jahren zuvor getan hatte.
Mit im Gepäck hatte der Gitarrist aus Minnesota wie immer seine "Leadbessie" - eine 75 Jahre alte National Steel Guitar. Die beiden verbindet eine ganz besondere Liebesgeschichte: Seit 35 Jahren tourt Kent DuChaine mit seiner Gitarre durch die Welt, ohne ihr jemals untreu geworden zu sein. Noch nicht mal im Flugzeug wollte er sie aus der Hand geben, was ihm kurz vor dem Abflug von Birmingham nach Düsseldorf noch reichlich Ärger einbrachte.
Dort hegte das Sicherheitspersonal offenbar Befürchtungen, der Musiker könne mit seinen Gitarrensaiten seinen Sitznachbarn strangulieren. Jedenfalls bemühte ein Beamter den Seitenschneider und schnitt die Saiten einfach durch. Kent DuChaine lies sich nichts anmerken, und zog kurz vor seinem Konzert einfach neue Saiten auf.
Als Special Guest war Cory McDaniel angereist. Auch er ist für die Mettmanner Bluesgemeinde kein Unbekannter. In den vergangenen Jahren stand er immer wieder mal im Trio mit Dale Bohren und Paul Lange (The Tremors) auf der Bühne. Einmal sogar ohne Instrumente, die auf dem Flug verlorengegangen waren.
Eine einzige Mundharmonika hatte Cory McDaniel damals in seiner Tasche und der ganze Gig wurde kurzerhand in C gespielt. Diesmal war er mit Gitarre angereist, und alle Saiten blieben unversehrt.
Wer den Auftakt verpasst hat, kann das Konzert am Dienstag im Stadtwaldhaus noch mal in umgekehrter Reihenfolge genießen: Mit den Tremors und Kent DuChaine als Special Guest. Die Entscheidung darüber, wann man sich wo in der kommenden Woche gemütlich zurücklehnen sollte, um in das Bluesfeeling einzutauchen, dürfte übrigens reichlich schwerfallen. Denn zum Jubiläum gibt sich das "Who is "Who" der vergangenen 20 Jahre in Mettmann die Klinke in die Hand. Für eine Woche kehrt es wieder hier und da ein, dieses ganz besondere Bluesgefühl.
Musiker bringen nicht nur ihre Gitarrenkoffer, sondern auch ihre Geschichten mit. Es wird in die Saiten gegriffen, mit rauchiger Stimme gesungen und geplaudert. Man mag sich fragen, wer inmitten von Wirtschaftskrise und Kneipensterben noch Lust hat, die Risiken eines Live-Konzertes zu schultern? Ein Blick in das Programm der kommenden Woche genügt, um sagen zu können: Wolfgang Pieker. Der Blueswochenorganisator lebt den Blues.
Und dazu gehört auch, dass es nicht immer leicht war mit den Gästen und ihren Auftritten. Exzentrische Musiker, vergessene Gitarren, streikende Musikanlagen: Es gibt fast nichts, was Wolfgang Pieker in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht schon erlebt hat. Unaufgeregte Gelassenheit - das scheint dabei sein Geheimrezept zu sein, das ihn nun in die 20.Auflage der Mettmanner Blueswoche geführt hat. Er will noch fünf Jahre weitermachen, das ließ er seine Fans schon mal wissen.