Mettmann: Neuer Schwerpunkt Bildung
Die Hephata Stiftung wird 150 Jahre alt. Auch auf dem Benninghof hat sich im Laufe der Jahre vieles verändert.
Mettmann. "Die Zeit der Anstalten und Heime ist vorbei." Das hatte vor Jahren Johannes Degen, ehemaliger Direktor der Evangelischen Stiftung Hephata erklärt.
Und noch immer hält die Stiftung mit Hauptsitz in Mönchengladbach an ihrem Vorsatz fest. Sie feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen - und will mit dem Mettmanner Benninghof die "Sonderwelt Anstalt" endgültig auflösen.
Seit 1937 ist der Benninghof am Rande der Stadt Teil der Stiftung Hephata. In diesem Jahr wurde der Komplex mit einer 100 Hektar großen landwirtschaftlichen Fläche, einem Zentral- und einem Nebengebäude an die Stiftung übereignet, weil die Nationalsozialisten die dort betreuten "Fürsorgezöglinge" zum "Reichsarbeitsdienst" eingezogen hatten und man den Verlust des ganzen Anwesens fürchtete.
Hephata nutzte das Areal als Anstalt für Menschen mit Behinderung. Bis in die 60er-Jahre teilten sich mehr als 20 Personen einen Schlafsaal. Die Bewohner mit Behinderung fristeten ein Dasein auf den Stationen, alle zwei Wochen durfte Besuch empfangen werden.
Geprägt durch die Generation der 1968er veränderte sich dann aber das Berufsbild der sozialen Arbeit. Mitte der 70er-Jahre wurde auf dem Benninghof in Mettmann das "Kinder- und Jugenddorf" gebaut: Freizeitangebote wurden eingerichtet und das dörfliche Leben für alle geöffnet.
Die Stiftung ist der Auffassung, dass Menschen mit Behinderung am Leben der Gesellschaft teilhaben sollten. Deshalb hat Hephata in den vergangenen zwölf Jahren behinderte Menschen in überschaubaren Wohnhäusern in "normalen" Nachbarschaften angesiedelt.
"Nach derzeitigen Planungen soll der Benninghof in fünf Jahren nicht mehr Wohnort für behinderte Menschen sein, wohl aber wird er als Bestandteil der Evangelischen Stiftung Hephata bestehen bleiben - zukünftig mit den Schwerpunkten Arbeit und Bildung", sagt Hephata-Sprecher Dieter Kalesse.
Aktuell wohnen auf dem Benninghof-Gelände noch 172 Menschen mit Behinderung. 1990 waren es noch 350 Personen. Das Hauptgebäude ist seit Anfang 2005 leer, das Friedrich-Schröck-Haus wird Ende 2009 folgen. Für 86 der derzeit 172 Bewohner sind die neuen Wohnhäuser außerhalb Mettmanns ganz konkret in Planung.
"Die Hephata-Werkstätten, die Gärtnerei und die Landwirtschaft werden weiter an dem Standort bleiben. Auch die Hans-Helmich-Schule bleibt erhalten", bestätigt Kalesse. Für die neue Nutzung des Hauptgebäudes werde zurzeit an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet.