Mettmann: Ein Mann mit Verfallsdatum
Nach einer müden Nummer im vergangenen Jahr ging diesmal die Post ab.
Mettmann. Bürgermeister sind nicht ewig "genießbar". Auch sie haben genauso wie ein Joghurt ein Verfallsdatum. Den lebenden Beweis dafür trat am Donnerstag Bürgermeister Bodo Nowodworski an.
Zu seinem letzten Rathaussturm als Verwaltungschef hatte er sich an die Brustseite seiner Weste unter dem Namensschild ein zweites Schild geheftet: "Verfallsdatum 20.10.2009, 17.00 Uhr".
An diesem Tag wird der Bürgermeister seine Sachen im Rathaus zusammenpacken und nach Hause gehen. Dann beginnt für ihn nach zehn Jahren ein neuer Lebensabschnitt jenseits der Neanderstraße, an der das Rathaus liegt.
Nach den müden Rathausstürmen der vergangenen Jahre, als der Bürgermeister aufgrund der geringen Resonanz schon laut über ein Ende dieser jecken Tradition nachdachte, wurde am Donnerstag im bunt geschmückten Foyer vor dem Ratssaal wieder richtig Karneval gefeiert. "So viele schöne Kostüme habe ich schon lange nicht mehr gesehen", schwärmte Bernd Klein-Ilbeck, der Leiter des Standesamtes.
Christian Bolduan-Prinz und Juan Cuenca bauten eine Mauer aus Kartons zwischen dem Treppenhaus und dem Foyer in der zweiten Etage auf. So einfach wie zuletzt wollten sie es den Narren der KG Rot-Weiß nicht machen. Nachdem Nowodworski auf eine Leiter stieg, um über die Mauer zu gucken, hatten die schon zum Sturm geblasen und rissen die Mauer ein.
"Mettmann erwacht - Narren an die Macht", rief Alfons Gobbetto, der 1. Vorsitzende der KG Rot-Weiß, der Narrenschar entgegen. Nach der Karnevalsgala am vergangenen Samstag beweise nun auch der Rathaussturm, dass es mit dem Karneval in Mettmann wieder aufwärts gehe.
"Und am Samstag erwarten wir auch wieder tausende von Besuchern zum Zug, der um 15 Uhr beginnt", machte Gobbetto Werbung in eigener Sache. Das Karnevalsmotto "Mettmann erwacht ... aber wann?" trifft auf die Narren nicht mehr zu. Gleichwohl hat auch die KG Rot-Weiß Nachwuchsprobleme. Die Neandersterne, die Tanzgarde der KG, sucht noch weitere Mädchen, die gerne tanzen.
Doch der jüngste Nachwuchs der Garde, Jennifer (7) und Denise (6), die mit dem Training erst im September des vergangenen Jahres begonnen hatten, entzückten mit ihrem süßen Auftritt die Jecken. Sie bekamen vom Bürgermeister einen Orden, in dem eine Freikarte fürs Hallenbad steckte.
Der ganz besondere Dank des Bürgermeisters galt Karl-Heinz Köberich (80), der seit ewigen Zeiten Zugleiter der KG ist. Auf die Frage, wann er denn das letzte Mal den Zoch zusammenstellen werde, meinte Köberich am Rande des jecken Treibens im Rathaus: "Am liebsten sofort." Doch es gibt in der 20 Mitglieder starken Gesellschaft niemanden, der Köberichs Posten übernehmen will.
Nach den flotten Auftritten der KG-Tanz-Mädchen (Die Neandersterne) rückte der Bürgermeister schließlich doch den Rathausschlüssel heraus, nachdem ihm die Narren mit einem einstimmigen Votum dazu den Auftrag erteilt hatten.
Zum Abschied hatte die KG Rot-Weiß für den Bürgermeister noch eine ganz besondere Überraschung: Er bekam eine eigens für ihn angefertigte Armbanduhr mit dem Enblem der Karnevalsgesellschaft als Ziffernblatt. Narrenchef Gobbetto: "Damit Sie künftig immer wissen, was die Stunde geschlagen hat."