Mettmann: Seit 100 Jahren auf Achse

Jubiläum: Im Jahre 1908 wurde der Getränkehandel Richartz an der Nordstraße gegründet.

Mettmann. "Das Schlimmste war immer, die leeren Flaschen nach dem Spiel einzusammeln." Karl-Heinz Richartz (66) erinnert sich daran, wie er als Junge mit zehn Flaschen Limonade sonntags zum Fußballplatz loszog, um sie dort für 20 Pfennig die Flasche zu verkaufen. Oder, wie die Limo bis Anfang der 70er Jahre noch selbst hergestellt und abgefüllt wurde. "Den Sirup holten wir von einer Firma aus Hilden, Orange, Zitrone, Himbeere und Waldmeister. Mein Frau hat damals hoch in Umständen Flaschen gespült."

Doch im Vergleich zu den Anfängen des Familienunternehmens, das in diesem Jahr 100 Jahre alt ist, war das gar nichts. Gegründet wurde der Getränkeverlag 1908 im Hause Nordstraße 21. Noch heute gibt es an der Straße eine Zweigstelle des Familienunternehmens, dessen Hauptsitz an der Laubacher Straße liegt.

Firmengründer Karl Richartz lieferte anfangs das in Flaschen abgefüllte Bier und Kohlensäure mit Schub- und Sackkarren aus. Für die Strecke zu den Gastwirtschaften Feldmann im Hassel (heute Wöllenhaus) und Eick in Metzkausen (heute Radieschen) war der Jungunternehmer fast einen halben Tag unterwegs.

Das Geschäft florierte. Bis 1920 hatte Richartz am Jubiläumplatz, an der Ecke Bismarck-/Neanderstraße sowie an der Post Erfrischungshhallen eröffnet. Mitte der 20-er Jahre ist er der erste Unternehmer in Mettmann, der einen Lastwagen, ein Ford Modell T, anschafft. Limonaden und Bier werden nun bis nach Düsseldorf und Solingen geliefert. Als der Firmengründer 1935 stirbt, übernimmt der jüngste Sohn Herrmann mit seiner Frau Käthe den Betrieb. Bruder Karl arbeitet als Angestellter mit.

"Von Anfang an war dies ein Familienunternehmen. Und das ist auch heute noch so", sagt Karl-Heinz Richartz, dem 1973 die Leitung des Betriebs vom Vater übertragen wurde. Zwar hat er sich im vergangenen Jahr zurückgezogen und die Geschäfte in die Hände seines Sohnes Mark (38) übergeben, dennoch hilft er immer noch mit. Und Ehefrau Wilma ist nach wie vor für die Buchhaltung zuständig. Der zweite Sohn Dirk ist im Betrieb Angestellter. Und auch die Schwiegertöchter springen schon mal ein.

Wie früher liefert das Unternehmen auch heute noch Getränke nach Hause. "Unsere Stärke ist unserer Service", sagt Karl-Heinz Richartz. "Wir liefern überall hin, auch nach München. Das ist nur eine Frage des Geldes." Aber auch im Hof der beiden Getränkemärkte packen die Richartz’mit an und hieven den Kasten Wasser oder Bier in den Kofferraum. Die Stammkunden, die der Familie über Jahrzehnte die Treue halten, sind das Kapital des Unternehmens. Richartz: "Leute, die nach Köln fahren, weil der Kasten Wasser dort ein Euro kostet, haben wir natürlich nicht."

Er selbst mag nach Feierabend ein gutes Glas Wein. Oder aber ein Pils. "Doch das Glas muss im Tiefkühlfach gewesen sein und das Pils auf fünf Grad abgekühlt, "dann trink ich schon mal ’ne Flasche", sagt der Rentner. Sport ist seine große Leidenschaft: Er fährt Fahrrad- und Ski, beim Metzkausener Tennis-Club am Hoshof drischt er noch auf die gelbe Filzkugel und jeden Donnerstag geht er mit Freunden und Bekannten auf Wanderschaft. "Und mittwochs spiele ich seit 45Jahren in der Lindenheide Skat mit den Bauern", sagt der waschechte "Aule Mettmanner".