Mettmann: Vater werden ist doch schwer

Karl-Heinz Klücken bietet Gesprächsabende für werdende Vater an – damit im Kreißsaal keine Panik ausbricht.

Mettmann. "Wir bekommen ein Kind." Ein Satz, der bei den werdenden Eltern meist für Freude und helle Aufregung sorgt. Allerdings längst nicht immer. Oft kommen auch Zweifel auf: Schaffen wir das alles finanziell? Wie wird die Geburt verlaufen? Wie wird sich die Partnerschaft entwickeln, wenn man plötzlich zu dritt ist?

Väterberater Karl-Heinz Klücken kennt alle Facetten dieses Lebensabschnitts und bietet in seiner "Elternschule" im Mettmanner Krankenhaus einen speziell auf Männer zugeschnittenen Beratungsabend an. "Ich rate den Männern, sich selbst für die Geburt auch eine Tasche zu packen", so der Väterberater. Inhalt: ein Butterbrot und vielleicht eine CD, um auf einen längeren Aufenthalt in der Klinik eingerichtet zu sein.

Wann es so weit ist, wann Mann unter Missachtung aller Verkehrsregeln in den Kreißsaal rast - "vor der Geburt steht eigentlich alles in den Sternen", sagt Klücken. Von Anfang an steht eigentlich nur eines fest: Der moderne und einfühlsame Mann ist dabei, wenn er Vater wird.

Seine Aufgabe liege irgendwo zwischen Zuschauer, Begleiter und Anwalt. Dass von Hilflosigkeit und Ohnmacht geplagte Väter auch schon mal überfordert sein können, weiß Klücken. Aber Männer, die mit der Videokamera unter dem Arm im Kreissaal einziehen und ihre Frau ständig fragen, welchen Massagegriff sie sich denn jetzt wünsche, machen es den Gebärenden auch nicht unbedingt leichter. "Schwierig wird es, wenn Väter unwissend und blauäugig in die Situation hineingeraten", sagt Klücken.

Geburtsvorbereitungskurse für Väter, die seit kurzem zum Angebot des Evangelischen Krankenhauses gehören, sind deshalb immer stärker gefragt - "damit die Geburt nicht zur Ausnahmesituation wird", wie Klücken sagt. Außerdem könne man sich dann auch mal "unter Männern" austauschen, meint er.

Denn in seinen Kursen geht es nicht nur darum, dass der Mann im Ernstfall bei der Hechelatmung nicht aus dem Takt kommt, sondern auch um Bedenken, Unsicherheiten und Ängste. "Was passiert, wenn ich bei der Geburt umkippe? Was kann ich wirklich tun und was sollte ich lassen?" sind häufige Fragen. Klückens Rat: Vor der Geburt überlegen, ob man dabei sein oder doch lieber vor der Tür warten will.

Zur Sprache kommen aber auch die Regelungen zum Elterngeld - und all das, was sich im Leben zu dritt sonst noch ändern wird. "Manche Väter fühlen sich wie das fünfte Rad am Wagen, wenn sich alles nur noch ums Kind dreht", sagt Klücken. Meist werfe der Alltag auch alle guten Vorsätze in Sachen Rollenverteilung wieder über den Haufen.

"So richtig vorbereiten kann man sich ja nicht", vermutet Richard Hartung, einer der Teilnehmer. Informieren wollte er sich trotzdem, um auf dem Laufenden zu sein. Auch Michael Hartstein hofft, dass er seiner Frau nach der Geburt nun besser zur Hand gehen kann. Im Zweifelsfall helfe nur eines, wie Klücken den Teilnehmern zum Schluss der Sitzung auf den Weg gibt: "Mit der Partnerin alles offen zum Thema machen und viel fragen."