Justiz in Mettmann Wenn ein verdächtiger Geruch in der Luft liegt
Mettmann/Wuppertal · Drogenhandel, Waffenbesitz und Handel mit Medikamenten: Das wurde einem Mettmanner vorgeworfen.
(magu) Drogenhandel, Waffenbesitz und Handel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten: Das warf die Staatsanwaltschaft einem 33-jährigen Angeklagten vor. Nun wurde der Mettmanner zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Den Tatvorwurf des Waffenbesitzes hatte die Kammer nach der Beweisaufnahme fallengelassen, da nicht zweifelsfrei festgestellt werden konnte, wem die sichergestellten Waffen gehören. Der Angeklagte ist ohne festen Wohnsitz, zur Tatzeit im August 2023 hatte er in der Wohnung eines Bekannten in der Bismarckstraße „campiert“. Die beiden Polizisten, die dort Streife gegangen waren, hatten den richtigen „Riecher“: Aus einem geöffneten Fenster hatten die Beamten intensiven Cannabis-Geruch wahrgenommen. Bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung wurden sie fündig: Neben 215 Gramm Marihuana wurden auch verschreibungspflichtige Medikamente sichergestellt. Unter anderem ein Potenzmittel, dass in der EU nicht zugelassen ist. Eine Machete und ein neben der Tür gelagertes Beil hatten zur ursprünglich erhobenen Anklage wegen Waffenbesitzes geführt. Bei dem nun Verurteilten handelt es sich um einen Bekannten des Wohnungsmieters, beide Männer waren nach der Wohnungsdurchsuchung einem Haftrichter vorgeführt worden. Die Unterbringung des 33-Jährigen in einer Justizvollzugsanstalt war damals angeordnet worden, seither sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft.
Der „Zufallstreffer“ in der Bismarckstraße hatte sich am Rande eines „ZooM“-Einsatzes im nahegelegenen Goethepark ergeben. Dort hatte die Polizei an jenem Wochenende im August 2023 mehrere Einsätze zur Bekämpfung der Straßen- und Drogenkriminalität durchgeführt. Im Fokus der Einsätze standen nicht nur der Goethepark, sondern auch die Innenstadt. Dort wollte die Polizei Präsenz zeigen, um das subjektive Sicherheitsgefühl der Anwohner zu erhöhen. Mehrere Personen waren kontrolliert worden, bei einem Mann wurde ein verbotenes Messer sichergestellt. Wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.
Dem Einsatz im Goethepark waren jahrelange Klagen von Anwohnern vorausgegangen, die sich vom Lärm durch Jugendliche bis in die Nacht hinein belästigt gefühlt hatten. Bei einem Ortstermin hatten sie ihre Verzweiflung geschildert, sie würden beschimpft und bedroht werden. Gespräche mit den Verursachern hätten nicht gefruchtet, im Gegenteil, sie hätten Angst vor Repressalien. Ein Anwohner sah sich damals körperlichen Angriffen ausgesetzt und sprach von einer anhaltenden Traumatisierung. Wenn die Polizei vor Ort erscheine, seien die Jugendlichen meist schon wieder weg.
Ein Anwohner hatte der Zeitung im Sommer 2023 eine Ton-Datei zukommen lassen, mit nächtlichem Gegröle, Nazi-Parolen und Gesprächen über Heroin. Nachdem das Problem in die Öffentlichkeit gelangt war, hatten sich auch die Lokalpolitik des Themas angenommen. Es hatte Vorschläge gegeben, den Goethepark zu umzäunen und den Zugang zum Park zu beschränken. Nach Krisengesprächen zwischen Ordnungsamt und Polizei stand der Goethepark unter besonderer Beobachtung. Wachleiter Thomas Eidmann hatte damals eingeräumt, dass die Polizei das Problem nicht grundsätzlich lösen könne, und gesagt: „Wir als Polizei kommen, wenn eine Situation eskaliert. Uns fehlen aus meiner Sicht die polizeilichen Mittel, um dauerhaft für Ruhe im Goethepark zu sorgen.“ Mit dem kreisweiten „ZooM“-Projekt versucht man nun dennoch, polizeiliche Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung gezielt umzusetzen.
Nur wenige Tage nach dem Einsatz im Goethepark, der nun zu einer Verurteilung wegen Drogenhandels geführt hat, waren kreisweit 18 Haftbefehle vollstreckt worden, unter anderem wegen Körperverletzung und sexueller Nötigung.