Mettmann Grasende Punks im Düsseltal

Mettmann. · Andere bekommen mit der Schere einen Fassonschnitt verpasst. Nicht so das Wiltshire Horn Schaf. Das enthaart sich selbst. Schäfer Peter Hennemann erzählt, was das punkig ausschauende Tier noch von Artgenossen unterscheidet.

Schäfer Peter Hennemann mit einem etwas zottelig ausschauenden Schützling. Jetzt im Frühling enthaaren sich die Schafe.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Wer am Neanderlandsteig durchs Düsseltal spaziert, begegnet dort Schafen, die strubbelig und verzottelt anmuten und – ja, ein wenig punkig angehaucht aussehen. Das liegt daran, dass sie dabei sind, ihr Winterfell zu verlieren. „Über Winter lassen sie sich ein dickes Vlies wachsen“, erzählt Susanne Hennemann, „sobald es warm wird, fangen sie an zu schwitzen, dadurch löst sich das Wollfett“. Die Schafe beginnen zu haaren. Die Schafe, die Schäfer Peter Hennemann und seine Frau Susanne halten, sind nämlich Wiltshire-Horn-Schafe, die nicht geschoren werden, sondern ihre Fellpflege größtenteils selbst übernehmen.

„Natürlich kommen sie nicht überall dran, und so bleiben auf dem Rücken manchmal Vliesreste hängen“, erzählt die Schäferin. Die Hennemanns helfen dann ein wenig nach. Auch die Vögel freuen sich über die weiche, warme Wolle, denn sie polstern damit sehr gerne ihre ­Nester aus.

Seit dem Jahr 2015 übernehmen die Schafe der Hennemanns die Landschaftspflege für den Kreis Mettmann. „Sie stehen im Naturschutzgebiet“, erklärt Peter Hennemann. Dort halten sie den Bewuchs klein und sparen so aufwändige und störende Mäharbeiten. Hatten die Hennemanns früher Schafe, die zu scheren waren, sind sie inzwischen vollkommen auf die Wiltshire-Horn-Schafe umgestiegen. „Man bekommt nichts mehr für die Wolle, das Scheren lohnt sich einfach nicht mehr.“ Weshalb die beiden in den vergangenen Jahren die Wolle verschenkt haben. Das liegt vor allem am Import von Billigwolle aus China. Doch nicht nur der Wollpreis zwingt die Schäfer zu Veränderungen – auch der Klimawandel. „Wir hatten jetzt zwei so schlechte Sommer, dass wir unsere Schafe reduzieren mussten.“

Durch die Trockenheit gab es nicht genug Futter für die rund 100 Mutterschafe, weshalb die Hennemanns im Herbst etliche Schafe verkauften, um auch die Lämmerzahl im Frühjahr geringer zu halten. Nun sind es nur noch 60 Mutterschafe. „Die Rechnung scheint aufgegangen zu sein“, meint der Schäfer ein wenig bitter, „es schon wieder viel zu trocken“. Weil weniger Schafe weniger Einnahmen bedeuten, haben die Hennemanns sich Hühner angeschafft. „Wir verkaufen die Eier“, auch einige Schweine „für den Eigenbedarf“ halten sie draußen, wo sich die Tiere an Sonne, Gras und Gesellschaft erfreuen können.

Denn die Hennemanns möchten, dass es ihren Tieren gut geht. „Man ist verpflichtet, ihnen das bestmögliche Leben zu ermöglichen“, betonen sie. Eine Einstellung, die in der heutigen Viehwirtschaft eher selten zu finden ist. Mit den Wiltshire-Horn-Schafen haben sich die Hennemanns nicht nur eine sehr robuste Schafrasse zugelegt, sondern auch eine sehr alte Haustierrasse. „Die alten Römer haben sie nach England gebracht“, berichten die beiden über den Ursprung der Rasse. Auf der Insel wurden die Tiere von den Briten gerne und erfolgreich weitergezüchtet. „Nutztiere züchten, darin sind die Engländer wirklich gut“, lobt Peter Hennemann. Diese Erfahrung haben die Hennemanns selbst bereits mit ihren Schäferhunden gemacht.