Mittelalterliches Volk trifft sich auf dem Rittermarkt

In der Oberstadt dominierten am Wochenende Gaukler, Burgfräulein und Knappen das Bild.

Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. Der Edelmann und seine Dame scheinen aus einer anderen Welt zu kommen. An seinem samtenen Wams schimmern Goldlitzen und glitzernde Steine, sie trägt die Haare unter einer bestickten Haube und ihr Umhang ist aus feinstem Tuch. Suchend schauen sie sich in der Mettmanner Unterstadt um. Zwischen Glas und Beton, hastenden Einkäufern und schlendernden Eisschleckern finden sie jedoch nicht in ihre Zeit zurück. Erst als sie ihre Schritte Richtung Kirche lenken, scheinen sie auf dem richtigen Weg.

Auf dem Markt angekommen, passen die beiden Besucher plötzlich ins Bild. Zwischen den historischen Fachwerkfassaden haben Bogenbauer und Beutelbinder ihre Stände aufgeschlagen, Spielleute und Gaukler unterhalten die Menge, es riecht nach deftigen Speisen und süßem Met. Dirk Heinzmann und Magdalena Böker sind im Mittelalter angekommen. „Hier ist ja richtig was los und die Atmosphäre stimmt auch“, betonen die beiden Gewandeten.

Sie haben im Internet von dem Markt gelesen und sind aus Witten angereist. Mit dem Anlegen ihrer Kostüme sind sie einige Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit gereist. „In dieser Kleidung bewege ich mich viel ruhiger, als in meinem Alltag“, sagt Dirk Heinzmann. „Es ist eine andere Stimmung, wenn wir so an den Ständen vorbeispazieren und mit den Händlern ins Gespräch kommen“, ergänzt Magdalena Böker.

Einige Schritte entfernt sitzt Patrick Pich tief über seine Arbeit gebeugt. Der Rüstmeister näht an einem ledernen Handschuh. Hinter seinem Rücken liegen ordentlich aufgereiht glänzende Schwerter, Helme und Harnische in verschiedenen Größen. „Wir bieten alles, was der Kämpfer braucht“, sagt er. Das romantische Bild des Rittertums hat ihn für das Mittelalter begeistert.

Torsten Gluding geht es ähnlich. Er lehnt in seinem Gewand aus grobem Leinen lässig am Eingang eines bunten Stoffzeltes und beobachtet das Gelage seiner Kammeraden. Er ist in diesem Jahr erst zum Ritter geschlagen worden und nimmt mit seinen „Löwen der Schlacht“ regelmäßig an kleineren Scharmützeln oder Turnieren teil. „Für ein Wochenende ist es mal ganz spannend, mit den Mitteln des Mittelalters auszukommen. Doch im richtigen Leben möchte ich auf einen gewissen Luxus wie eine Dusche oder Toilette nicht verzichten.“