Neanderthal Museum wird 18
Zur Volljährigkeit blickt der Museumschef zurück.
Mettmann. Eigentlich könnte man es ja mal so richtig krachen lassen. Schließlich wird man nur einmal im Leben 18. Die Zeiten, in denen alle an einem herumnörgeln und man ständig neue Wegweisungen über sich ergehen lassen muss, sind vorbei. Aber gilt das auch für das Neanderthal Museum? Dort bleibt man trotz Volljährigkeit eher auf dem Boden der Tatsachen und das ist wohl auch gut so. Schließlich war das Leben bislang eine einzige „Sause“ mit beinahe drei Millionen Besuchern.
Museumschef Gerd C. Weniger hält als offenbar liberaler Erziehungsberechtigter die Zügel dennoch fest in der Hand. Schon vor sieben Jahren erlaubte er die ersten sexuellen Abenteuer. Damals waren es direkt 100 000 Jahre Sex, die nicht gänzlich jugendfrei in den Ausstellungsräumen im Untergeschoss Einzug hielten.
War das nicht vielleicht ein bisschen früh für römische Lederbikinis, das Grab des goldenen Penis oder die Vulva an Krücken? „Die Ausstellung war ein absoluter Erfolg. Wir haben damals sogar zusammen mit Pro familia Sexualaufklärung angeboten“, erinnert sich Gerd C. Weniger.
Und wie war es mit den Kinderkrankheiten? Gab es überhaupt welche und wie wurden sie kuriert? Auch dazu fällt dem Museumschef so einiges ein. Da wären zum einen die leidigen Staus vor der Eingangstür, die vor allem im ersten Jahr beobachtet werden konnten.
Auf insgesamt 260 000 Besucher war man offenbar nicht eingerichtet. Hinzu kam auch, dass die dicke Kladde, in der zusätzliche Veranstaltungen und Workshops per Hand eingetragen werden sollten, bald ausgedient hatte. „Da haben wir schnell gemerkt, dass das bei mittlerweile 3000 Workshops, Seminaren und Führungen nicht funktioniert“, erinnert sich Weniger an den Umstieg auf moderne Computerprogramme.
Die „Geburt“ des Museum sei vergleichsweise unkompliziert gewesen, erzählt der der Chef: „Allerdings war das schon eine Punktlandung. Als vorn die ersten Ehrengäste hereinkamen, gingen hinten noch die letzten Genehmigungsanträge raus“, erinnert sich Gerd C. Weniger an die Eröffnung im Oktober 1996. Das Museum sei danach schnell zum Publikumsliebling avanciert, alle hätten es sehen wollen.
Längst rangiert das Neanderthal Museum im internationalen Ranking der Museumsbauten ziemlich weit vorn. Und genauso könnte es nach dem 18. Geburtstag weitergehen mit den Karriereambitionen. Bevor in zwei Jahren die Dauerausstellung aufgemöbelt wird, geht´s beim Masterplan Neanderthal erstmal um das Ambiente ringsherum.
Einen wollen wir übrigens bei all dem Geburtstagsrummel keineswegs vergessen: Den Neandertaler, um den es ja eigentlich geht. Er dürfte seine moderne Behausung wohl eher als pompösen Luxustempel empfinden. Und während heute das Leben mit 18 erst so richtig anfängt, war es für ihn damals schon zur Hälfte vorbei.