Musikschule in Erkrath: Teures Spiel nach Noten
Um die Musikschule weiter betreiben zu können, sollen die Beiträge steigen.
Erkrath. Musikern verdrehen sich die Saiten, wenn sie ihre Kunst mit schnöden Begrifflichkeiten wie "Betriebswirtschaft" konfrontiert sehen. Genau diese Verknüpfung hat das Kulturamt jetzt aber hergestellt - damit die klassische Musik überhaupt eine Zukunft in Erkrath hat.
Unter wirtschaftlichen Aspekten sprechen die Zahlen gegen den Betrieb einer Jugendmusikschule: 700 000 Euro kostet die Einrichtung jährlich. 94 Prozent davon sind Personalkosten für 16 Lehrer. Lediglich 43 Prozent der Gesamtkosten gleicht die Musikschule durch Einnahmen aus. Rund 380 000 Euro muss die Stadt zuschießen. "Mit dieser Verteilung stehen wir im Vergleich ziemlich schlecht da", räumt Ulrich Schwab-Bachmann, der Leiter des Amts für Schule, Kultur und Sport, ein.
Damit es etwas besser wird, sollen die Beiträge angehoben werden. "Um durchschnittlich fünf Prozent", sagt Guido Mallwitz, der Musikschulleiter. Das sind pro Jahr nicht einmal 20 000 Euro Mehreinnahmen. "Wir können die Beiträge nur moderat erhöhen, damit wir keine Kunden verschrecken", so Schwab-Bachmann.
Eine Beispielrechnung verdeutlicht die Dimension: Geigenunterricht in einer Dreier-Gruppe kostet aktuell 312 Euro pro Jahr. Nach der Erhöhung, die noch der Rat beschließen muss, sind 324 Euro fällig. "Dafür wird die Unterrichtszeit von derzeit 22,5 auf 25 Minuten angehoben", sagt Mallwitz.
Das alles klingt nicht nach einem Aufreger für Eltern, die mit ganz anderen Preiserhöhungen klarkommen müssen. Dahinter verbirgt sich allerdings der Überlebenskampf der teuersten Einrichtung, die sich Erkrath gönnt. Kein Weiterbildungsgesetz, keine Kommunalverordnung schützt die Musikschule. Sie ist eine freiwillige Einrichtung, die jederzeit geschlossen werden kann, wenn Politiker der Meinung sind, dass sich Erkrath diesen Luxus nicht mehr leisten kann oder sollte.
Entsprechend müssen Schwab-Bachmann und Mallwitz ein Stück schreiben, dessen Töne den Geschmack von Schülern und Politikern gleichermaßen treffen. Die einen dürfen nicht kündigen, die anderen müssen das Gefühl haben, dass gespart werden soll. Und das in Zeiten sinkender Einwohnerzahlen.
Dass die Schülerzahlen konstant sind, ist daher faktisch eine Steigerung. "Wir schaffen das nur, indem wir auf Veränderungen reagieren", sagt Mallwitz und meint die Verlagerung der Unterrichtszeiten und -orte.
"Wo alle Schulen Ganztagsunterricht anbieten, können die Schüler nicht mehr zu uns kommen", sagt er. "Wir müssen mehr an die Schulen gehen." An den Grundschulen wird bereits in Gruppen mit bis zu zehn Kindern unterrichtet. "Auch mit den Gymnasien arbeiten wir zusammen."