Tierschutz in Mettmann So kommt der Igel gut durch den Winter

Mettmann · Igel sind possierlich, nützliche Helfer im Garten und mit einigen Maßnahmen überwintern sie artgerecht. Zwei Mettmanner Tierschützer erklären die Methoden.

Igel „Karlchen“ hatte BUND-Mitglied Ursula Ripke einst verletzt aufgefunden.

Foto: U.Ripke/U. Ripke

In sozialen Netzwerken haben Igel in Sachen Beliebtheit offensichtlich Katzen abgelöst. Die niedlichen Stachelträger haben einen regelrechten Hype ausgelöst. Jenseits ihrer Beliebtheit rücken sie jetzt in den Fokus, denn naturgemäß bereitet sich der Igel jetzt auf seinen Winterschlaf vor. Salopp gesprochen kann er aber nur dann unbeschadet durch die kalte Jahreszeit kommen, wenn er dick genug ist.

„Die Faustformel lautet ‚500 Gramm-plus’“, erklärt Wolfgang Kohl, Vorsitzender des Tierschutzvereins Mettmann. „Bringt er das Gewicht mit, hat er eine reelle Chance, durch den Winter zu kommen.“ Ursula Ripke, Sprecherin im Vorstand der BUND-Ortsgruppe Mettmann, warnt davor, „wahllos Igel aufzugreifen“, da könne der Laie sich mächtig vertun. Der geübte Blick erkennt den sogenannten Hungerknick im schlabbernden Stachelkleid. „Igel sollten in dieser Jahreszeit nicht schlank sein“, erklärt sie. Schaut das Tierchen hingegen „prall wie eine Birne mit Schnauze aus und hat klare Augen“, dann ist alles okay.

Doch den Naturschützern geht es in dieser Jahreszeit darum, die nachtaktiven Wildtiere, die tagsüber schlafen und nachts bis fünf Kilometer weit umherziehen, quasi winterfest zu machen. Igel, die ab Mitte November bis Anfang Dezember beim ersten Dauerfrost ihr Winterschlafgewicht nicht erreicht haben, sind meist hilfsbedürftig und oft von Parasiten befallen. „Igel sind Wildtiere und dürfen nicht einfach so der Natur entnommen werden“, torkelt ein Igel, geht es ihm nicht gut, rollt er sich nicht ein, stimmt ebenfalls etwas nicht – „da sollte man sich möglichst sofort an eine Igelstation wenden“, weiß Ursula Ripke und empfiehlt, ebenso wie Wolfgang Kohl, die Einrichtung in Wuppertal.

Will ein Igel freiwillig im Garten überwintern, empfiehlt Wolfgang Koch als „ideales Winterquartier“ einen schönen, großen Karton mit Laub befüllt und einem Loch für die Luftzufuhr. In der freien Natur gehören Insekten zu den Favoriten des Speiseplans. Bringt der Igel aber nicht genug auf die Waage, schmeckt ihm Katzenfutter, wie die Tierfreunde übereinstimmend sagen. Wichtig ist, dass reichlich Proteine im Futter sind. Zum Trinken bitte nur Wasser anbieten, keinesfalls Milch, denn Igel sind laktoseintolerant.

Ein geschützter Unterschlupf
ist für den Igel wichtig

Den Winter über zehrt ein Igel von seinen Fettreserven, indem er in einen Winterschlaf fällt und dabei Körpertemperatur, Herzschlag und Atmung stark reduziert und so Energie spart. Sobald es in den Herbstnächten kälter wird, sucht er nach einem ungestörten, frostfreien Unterschlupf – beziehungsweise findet ein solches Wohnnest nach seiner Futterorgie. Was Igel besonders mögen sind Totholz-, Laub- und Reisighaufen sind dafür bestens geeignet, ebenso wie Holzstöße oder dichte Gebüsche. „Generell gilt dann, nicht viel zu tun, sondern einiges zu lassen“, führt Ursula Ripke aus. Total verpönt ist bei Ursula Ripke die Nutzung eines Laubbläsers, der nicht bloß den Igel wegpustet, sondern alle Kleinstlebewesen und Bodenorganismen. Ihr Tipp diesbezüglich lautet: Nicht permanent im Garten aufräumen, Biomasse wie Laub wegzukehren und auszuräumen und bei jeder Gelegenheit manisch aktiv zu sein, sondern, den Garten naturbelassen zu lassen. Auch andere „Meister im Dauerpennen wie Siebenschläfer“, aber auch Regenwürmer und Insekten „profitieren vom unaufgeräumten Garten“.