Mettmann Helfer im schlimmsten Augenblick des Lebens
Mettmann · Zum einjährigen Bestehen der Notfallseelsorge gibt es am Samstag in Mettmann einen Info-Tag auf dem Wochenmarkt.
. Es ist der denkbar schlimmste Augenblick im Leben eines Menschen: Plötzlich steht die Polizei vor der Tür und übermittelt die Todesnachricht eines nahen Angehörigen: ein Verkehrsunfall, ein Selbstmord, ein Verbrechen. In einem solchen Moment, wenn der Betroffene ins Bodenlose zu fallen glaubt, gibt es nur eine einzige kleine Stütze: nicht allein gelassen zu werden. Diese „Erste Hilfe an der Seele“ leisten Notfallseelsorger. Im Kreis Mettmann sind es rund 50. 50 Menschen, die sich ehrenamtlich dazu entschieden haben, in solchen Situationen einfach da zu sein. Die Notfallseelsorge feiert jetzt ihr einjähriges Bestehen. Mit einem Pressegespräch wiesen die Verantwortlichen jetzt auf ihren Aktionstag hin, der für Samstag geplant ist.
Alle Mitarbeiter haben eine fundierte Ausbildung durchlaufen, auch Hildegard Krause. Sie ist insgesamt seit acht Jahren im Notfalleinsatz. „Als ich das erste Mal gerufen wurde, war ich fürchterlich aufgeregt. Ich wusste nicht, was mich erwartet, und ich hatte Angst, etwas falsch zu machen. Auf dem Weg dorthin habe ich gezittert.“
Der Fahrdienst, hauptamtliche Mitarbeiter, die Ausbildung der Ehrenamtler, all das kostet viel Geld. Insgesamt liegt das Jahresbudget bei 230 000 Euro. Durch den Zusammenschluss der evangelischen Kirchenkreise Düsseldorf-Mettmann, Niederberg, Leverkusen mit dem katholischen Kreisdekanat Mettmann und der Vereinbarung mit dem Kreis Mettmann werden die Kosten nun verteilt – die Notfallseelsorge ist so an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden lang sichergestellt.
„Ganz wichtig ist, dass wir für alle Menschen da sind“, betont Frank Weber, Superintendent des Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann, „weder bedarf es einer religiösen Zugehörigkeit, noch soll missioniert werden, wenn er unsere Hilfe bekommt. Jeder Mensch, unabhängig von seinem Glauben, hat ein Recht auf die Notfallseelsorge.“
Nicht nur für die betroffenen Angehörigen bedeutet dieses Hilfsangebot eine Unterstützung. „Für die Polizisten ist es eine Entlastung, sie haben ja gar keine Zeit, nach einer Todesnachricht noch bei den Hinterbliebenen zu bleiben“, weiß Pfarrer Jürgen Draht, der gemeinsam mit seinem Kollegen vom Erzbistum Köln, Guido Boes, das gesamte Netz koordiniert. „Die Ehrenamtler sind die stabilisierende Größe der Notfallseelsorge. Ohne sie würde das alles nicht funktionieren.“
Mit dem Zusammenschluss zur Ökumenischen Notfallseelsorge vor einem Jahr gibt es nun eine zentrale Anlaufstelle, von der aus die Einsätze in allen zehn Kreisstädten koordiniert werden. 2018 gab es 189 Fälle, eine ähnliche Zahl wird auch das laufende Jahr erreichen. „Es ist einfach schön, Unterstützung in solch schlimmen Lebensmomenten leisten zu können“, sagt Notfallseelsorgerin Hildegard Krause. Sie nimmt nach einem Einsatz gerne ein heißes Bad und hört Musik, um abzuschalten, „das hilft mir sehr“.