Pfarrer: „Kirchen sollen offen sein“

Bei regelmäßigen Führungen erläutert Pfarrer Ernst Schmidt die Geschichte „seiner“ Kirche.

Foto: Achim Blazy

Mettmann. Die evangelische Kirche in der Freiheitsstraße einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen lernen — das konnten die Besucher bei der Kirchenführung am vergangenen Samstag. Pfarrer Ernst Schmidt erläuterte eine Stunde lang interessante Aspekte aus der Geschichte der Mettmanner Kirche.

Erst einmal: Es handelt sich um eine evangelisch-reformierte Kirche, zu unterscheiden von evangelisch-lutherischen Kirchen, wie Schmidt betonte. Das erkenne man daran, dass der Innenraum recht schlicht gehalten ist. Die Wände sind weiß, es gibt keine Bilder, kein Kreuz. Dafür sei das sogenannte Bilderverbot in reformierten Kirchen verantwortlich, hieß es, ein Kreuz zähle nämlich im weiteren Sinne auch zu den Bildern.

ErnstSchmidt, Pfarrer

Die bunten Fenster seien auch nachträglich eingebaut worden, „damit die Leute besser die Bibel lesen und Lieder singen können“, sagte Pfarrer Ernst Schmidt.

Die Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert. 1772 sei der Bauantrag gestellt worden, 1775 der Rohbau fertig gewesen und 1780 sei schließlich der erste Gottesdienst dort gefeiert worden. Die Kirche ist auf einer ehemaligen Gartenanlage gebaut worden, auf der damaligen Hauptstraße zwischen Düsseldorf und Wuppertal. In den 1960er Jahren ist die Kirche umgebaut worden, seitdem zieren helle Holzstühle das Gotteshaus statt enger und dunkler Bänke. „Die Kirche wird heute als schöner empfunden“, sagte Schmidt. Nachdem die Besucher einiges über die Geschichte der Kirche erfahren hatten, lud der Pfarrer dazu ein, auch auf die Kanzel zu gehen. „Die Kanzel ist eine ideale Form der Kommunikation“, erklärte er. Man kann nämlich alles sehen und von allen gesehen werden. Außerdem gab es früher keine Lautsprecher und so konnte man besser verstanden werden. Auf der Spitze der Kanzel sitzt eine weiße Taube, das Zeichen des Heiligen Geistes.

Es soll symbolisieren, dass durch ihn das Wort Gottes zu den Menschen kommt. Nachdem alle Besucher von der Kanzel aus ihren Blick noch einmal weit durch die Kirche schweifen lassen konnten, fand die Führung ihren Abschluss am Rokoko-Tor an der Nordseite des Gebäudes. Es stammt aus dem Park von Johann Friedrich Wülfing, dessen Sohn es nach seinem Tod an die Mettmanner Gemeinde verkaufte. In den 1970er Jahren wurden die 560 Einzelteile renoviert, nun steht im nächsten Jahr eine erneute Restaurierung bevor. Die Kirche ist eine von achtzig Gotteshäusern im Rheinland, die auch außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet sind. Die Mehrzahl der evangelischen Kirchen sei geschlossen, sagte Schmidt, „aber Kirchen sollen offen sein. Das halte ich für ganz wichtig.“

Er ist gerne Pfarrer und nun bereits seit 19 Jahren in Mettmann. Der Wunsch, Theologie zu studieren, überkam ihn nach dem Abitur beim Zivildienst im Krankenhaus. „Irgendwie hat Gott mich hierher geführt“, sagt er. Die Kirchenführung findet regelmäßig statt, nun zum dritten Mal in diesem Jahr. Außerdem gibt es auch Turmführungen.