Mettmann Ärger um lärmende Gäste

Mettmann. · Einen Konflikt um Kneipenlärm gibt es rund um St. Lambertus in der Mettmanner Oberstadt. Die Bewohner sind schon jetzt vom Lärm der feiernden Gäste genervt. Noch mehr Lärm befürchten sie, würde die Sperrstunde verlängert.

Der Markt rund um St. Lambertus ist zum Zankapfel zwischen Gastronomen, ihren Gästen und den Anwohnern geworden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Um Mitternacht schritten die Beamten zur Tat: In einer Kneipe am Tannisberg waren Schützenbrüder aus Nettetal mit abstiegsfrustrierten Fortuna-Fans aneinandergeraten. Die Prügelei hatte sich von drinnen nach draußen verlagert, weshalb eine Nachbarin die Polizei rief. Zehn Beamte waren herbeigeeilt, sie sollen die Streithähne schließlich getrennt und dazu auch noch die Nichteinhaltung der Corona-Regeln bemängelt haben – nachts um 0.30 Uhr. Der Biergarten hätte schon seit eineinhalb Stunden leer sein sollen. Eine typische Szene rund um St. Lambertus, wie Anwohner beschreiben.

Dass zwei am Markt ansässige Kneipenbetreiber jetzt bei Lokalpolitikern mit dem Wunsch angeklopft haben, die Sperrstunde für die Außengastronomie gerne bis Mitternacht verlängern zu wollen? Trotz des Verständnisses für die inmitten der Pandemie krisengeplagte Gastronomie – für viele Anwohner am Markt und in der Oberstadt scheint das zur Unzeit gekommen zu sein.

Betroffene Anwohner sollten endlich zu Wort kommen

Das bekamen nun die Vertreter von CDU, SPD und deren Bürgermeisterkandidatin Sandra Pietschmann zu hören, im Gespräch mit den Anwohnern sollte ein Stimmungsbild gewonnen werden. „Mit denen hat bislang niemand gesprochen“, war vom CDU-Franktionsvorsitzenden Richard Bley zu hören. Wie sich die Sachlage darstellen würde, war schon nach dem ersten Wortbeitrag des eigenen Wahlkreiskandidaten Fabian Kippenberg (CDU) klar.

Selbst am Markt wohnend, kommentierte er die Lage so: „Wenn man das als Anwohner aushält, muss etwas zurückkommen. Sowas ist immer ein Geben und Nehmen.“ Dass sich die Anwohner ausschließlich auf der „Nehmer-Seite“ sehen, war inmitten der Wortbeiträge unüberhörbar.

Einer der Anwohner schilderte seine Erlebnisse so: Er habe mehrfach beim Ordnungsamt angerufen und dort zu hören bekommen, dass den Mitarbeitern die Hände gebunden seien. Die Polizei habe wegen der vielen Anrufe schon den Hörer abgenommen, ihn gleich mit seinem Namen angesprochen und gefragt, was man mal wieder für ihn tun könne. Derweilen wäre die Party auf dem Markt weitergegangen.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Kino scheint es ähnlich zu laufen: Auch dort hatte ein Anwohner in einer kühlen Winternacht die Polizei gerufen, nachdem nachts um 2 Uhr immer noch keine Ruhe gewesen sei. Die Beamten klingelten erst bei ihm, um dann in der Kneipe nebenan die Gäste nach Hause zu schicken. Eine halbe Stunde später waren die wieder da, um den „Denunzianten“ mit Schneebällen am Fenster zu traktieren. Sein Vorschlag: Die Wirte sollen erst mal ein Jahr lang zeigen, dass sie sich an Regeln halten und die Sperrstunde um 23 Uhr durchsetzen – dann könne man sich über eine eventuelle Verlängerung ­unterhalten.

Unterm Strich stand die Erkenntnis: Bei den Anwohnern gibt es längst ein massives Vertrauensproblem gegenüber einigen Wirten, von denen sie sich nicht ernstgenommen fühlen. Und auch gegenüber dem Ordnungsamt, das die Einhaltung der Sperrstunde nicht kontrollieren würde. Dass sich daran kurzfristig etwas ändern könnte, glaubt die stellvertretende Bürgermeisterin Ute Stöcker (CDU) dennoch nicht: „Solange Ordnungskräfte an den Problemen vorbeigehen oder gar nicht erst da sind, können wir uns hier die Köpfe heißreden.“

Ordnungspartnerschaft zwischen Polizei und Ordnungsamt

Man wolle eine Ordnungspartnerschaft von Polizei und Ordnungsamt auf den Weg bringen, anders würde man die Dinge nicht in den Griff bekommen. Am Ende einer sachlich geführten Debatte entließ Bürgermeisterkandidatin Sandra Pietschmann die zahlreich erschienenen Anwohner von Oberstadt und Markt in den Regen – und damit in einen ruhigen Abend ohne Kneipenlärm.