Ratingen/Erkrath: Reichtum, der anderen nutzt

Engagement: Leberecht Runze spendete 25000Euro an eine Kirche in Ratingen. Die produziert jetzt Solarstrom. Mit dem so erwirtschafteten Geld werden Sprachkurse für Spätaussiedler bezahlt.

Ratingen/Erkrath. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Leberecht Runze ist von diesem Bibelzitat sehr angetan. "Darin steckt so viel Wahrheit", sagt der 81-Jährige aus Erkrath. "Wir kennen das doch alle: Menschen, die viel besitzen, geben nur ungerne ab. Kein schöner Zug von einem Menschen, der mit seinem Reichtum anderen Menschen helfen könnte", sagte er. Runze wollte es anders machen und hat deshalb 25000Euro aus seinem Besitz der Evangelischen Kirchengemeinde in Ratingen West gespendet.

Der Rentner hatte auch ganz konkrete Vorstellungen, was mit dem Geld geschehen sollte, als er sich an die Kirche wandte. "Menschen mit Migrationshintergrund sollte geholfen werden", wünschte sich der großzügige Spender.

Die Gründe, warum ihm gerade diese Gruppe am Herzen liegt, haben mit der Biografie von Runze zu tun. Der gebürtiger Magdeburger erzählt vom Beginn der Schreckensherrschaft Hitlers, davon, wie der Zweite Weltkrieg ausbrach und wie es an der Front war. Denn dort musste er kämpfen. Die Wehrmacht zog ihn noch kurz vor Schluss ein, im Januar 1945 - da war er gerade einmal 17Jahre alt. "Während dieser Zeit habe ich viele Menschen gesehen, die ihre Heimat verloren haben", erzählt Runze, für den seine Spende auch eine Art "Wiedergutmachung" ist, denn er sagt: "Wenn ich als Soldat für das Leid der Menschen mitverantwortlich war, dann kann ich jetzt, wo ich es kann, auch etwas für sie tun."

Eigentlich wollte Runze dafür eine Stiftung gründen. Die 25000Euro, die er aus einer Erbschaft noch übrig hatte, sollten das Startkapital sein. "Aber dann habe ich erfahren, dass da zu wenig Rendite herumkommt. Also habe ich mich informiert, wie ich das Geld besser anlegen kann", erzählt der 81-Jährige, der vor seiner Pensionierung als Leiter der Personalabteilung der Firma "3M" in Neuss gearbeitet hat.

Und dabei ist er auf Photovoltaikanlagen gestoßen. Denn mit so einer Solaranlage lässt sich im Jahr mehr Geld machen, als mit der Gründung einer Stiftung. 38 Solarkollektoren hat die Kirchengemeinde von Runzes 25000 Euro-Spende gekauft. Sie stehen seit kurzem auf dem Dach der evangelischen Kirche in Ratingen West. Die Solarzellen produzieren Strom, der ins Netz der Stadtwerke eingespeist wird. Die verkaufen den Strom, und aus dem Verkauf bekommt die Gemeinde wieder Geld - rund 1500Euro jährlich.

Damit soll zukünftig die Arbeit in einem Sprachcafé speziell für Spätaussiedler finanziert werden. In West ist das sinnvoll, denn in dem Ratinger Stadtteil, der als sozialer Brennpunkt gilt, leben nach Aussage von Julia Engelmann, Sozialpädagogin der Migrationsberatung der Diakonie, sehr viele Spätaussiedler. "Und die haben trotz der Besuche von Integrationskursen noch wegen Sprachschwierigkeiten Probleme, im Alltag zurecht zu kommen", erklärt sie.

Zurzeit werden für die Spätaussiedler zwei Kurse angeboten. Aber es gibt schon Überlegungen, einen dritten anzubieten. Besonders dann, wenn noch mehr Menschen auf die Idee kommen sollten, für ein Solarmodul zu spenden. Denn genau das war auch Runzes Absicht. "Ich wollte nur den Startschuss geben. Jetzt hoffe ich, dass andere auch was Gutes tun wollen, indem sie Geld spenden, damit die Gemeinde noch mehr Anlagen auf dem Dach installieren kann."