Haan: Mittagessen erhöht die Chance auf Bildung und Förderung

Um die 50 Euro kostet das Mittagessen pro Monat im Kindergarten. Nicht alle Familien können sich das leisten. Mit Hilfe von Sponsoren und der Caritas soll sich das ändern.

Haan. 52 Euro im Monat kostet ein tägliches Mittagessen in der Awo-Kindertagesstätte am Bandenfeld. 52 Euro, die manche Familien nicht aufbringen können. "Manche Mütter melden sich direkt bei uns und sagen, dass sie sich das Mittagessen nicht leisten können", sagt die Kita-Leiterin Angelika Bachmann-Blumenrath. "In anderen Familien ergeben sich solche beruflichen oder privaten Veränderungen, dass es besser wäre, die Kinder kämen den ganzen Tag zu uns, aber die Familien können sich das nicht leisten." Zusammengefasst sagt sie: "Die Bedürftigkeit wächst."

Also machte Angelika Bachmann-Blumenrath bereits im Frühjahr auf das Problem aufmerksam, das nicht nur Haan trifft. In Wülfrath beispielsweise gründete sich vor drei Jahren der Verein "Wülfrather Kinder in Not", angesiedelt beim DRK Wülfrath.

35 Grundschülern und 20 Kindergartenkindern bezahlt der Verein das Mittagessen - Tendenzen steigend, denn nicht nur dem Bedürfnis nach einer täglichen Mahlzeit kommt der Wülfrather Verein nach, er springt auch ein, wenn das Geld für Lernmittel, Klassenfahrten, Kleidung oder den Schulranzen fehlt. Bei 40 000 Euro liegt der Finanzbedarf des Wülfrather Vereins in diesem Jahr.

"Die Zeit ist reif, dass auch in Haan ein solches Projekt ins Leben gerufen wird", sagt Bachmann-Blumenrath. Nur: "Wir Leiterinnen können das nicht machen. Wir brauchen jemanden, der die Verwaltung, die Organisation übernimmt."

Und der ist jetzt gefunden: Der Caritasverband im Kreis Mettmann wird diese Aufgabe übernehmen. Im Jugendhilfeausschuss verkündete Beigeordnete Dagmar Formella die Kooperation mit dem katholischen Träger. "Wir haben eine unbürokratische Lösung gefunden und sind froh, dass wir zeitnah starten können."

Ab Oktober soll über die Caritas 28 Kindern das Mittagessen bezahlten werden, rund 17 000 Euro wird das kosten. "Finanziert wird das Projekt über Sponsoren und Spenden", sagte Formella, die Stadt habe für dieses Projekt kein Geld im Haushalt bereitgestellt.

Jugendhilfeausschussvorsitzender Jochen Sack (GAL) versteht das Mittagessen auch als Bildungschance. "Damit kommen alle in den Genuss einer ganztägige Betreuung und frühkindlichen Förderung."

Aber noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. "Wir haben noch keine konkreten Abfragen in den Kindergärten gemacht", sagt Formella. "Wir wollen das Projekt erst einmal anlaufen lassen." Sie geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Kinder, die eine finanziellen Unterstützung brauchen, weitaus höher liegt.

Das bestätigt auch Heinrich Beyll, Schuldnerberater der Caritas in Haan. "Die familiären Belastungen werden immer mehr." Daher habe die Caritas zum Beispiel auch Schulranzen gesammelt, damit die Hilfe direkt bei den Kindern ankommt. "Wir wollen nicht nach dem Gieskannen-Prinzip Geld verteilen, damit die Eltern dann noch einen Handy-Vertrag abschließen können."