Mettmann: „Komasaufen und Trinkgelage sind schon lange ein Thema“

Jugend: Thomas Rasch, Bereichsleiter der Caritas, kritisiert die Politik, die Polizei und auch die Eltern im Umgang mit betrunkenen Jugendlichen.

Mettmann. Thomas Rasch ist sauer. "Da werden 1,6 Millionen Euro auf dem Seibelgelände quasi versenkt und die 5000 Euro, die wir im vergangenen Jahr für Suchtprävention beantragt hatten, werden nicht bewilligt", sagt der Caritas-Bereichsleiter und richtet damit deutliche Worte an die Mettmanner Politiker. Die plötzliche Aufregung um alkoholisierte Jugendliche auf dem Lavalplatz (die WZ berichtete) kann er nicht verstehen.

"Jetzt sind wir in der Realität angekommen", sagt er. Das so genannte Komasaufen und Trinkgelage von Jugendlichen seien auch in Mettmann seit langem ein Thema. "In meiner Jugend reichte eine Kiste Bier für alle. Heute wird pro Nase eine Flasche Jägermeister getrunken. Das Saufen bis zur Besinnungslosigkeit ist längst kein Versehen mehr, sondern wird bewusst einkalkuliert", spricht er über seine Erfahrungen aus der Suchtberatung.

Dort sollen eigentlich diejenigen auflaufen, die von der Polizei oder dem Ordnungsamt betrunken aufgegriffen werden. Dazu hatte die Caritas eigens in Kooperation mit dem Jugendamt einen Flyer entworfen, der den alkoholisiert aufgegriffenen Jugendlichen von den Polizeibeamten ausgehändigt werden sollte.

"Der ist bislang noch kein einziges Mal verteilt worden", glaubt Rasch und sagt: "Da müsste einfach härter durchgegriffen werden. Ich würde die Jugendlichen bei den Eltern abliefern und sagen: Hier gibt’s ein Problem, darüber sollte mal gesprochen werden". Nur so könne ein Kreislauf durchbrochen werden, der über die jugendlichen Trinkgelage hinaus bei vielen früher oder später in einer klassischen Suchtkarriere endet.

"Bei Herzschmerzen geht man direkt zum Arzt, aber Alkohol- und Drogensucht ist nach wie vor in dem meisten Familien ein Tabuthema. Da wird auch von manchen Ärzten viel zu lange an den Symptomen herrumgedoktert", plädiert er für mehr Offenheit im Umgang mit dem Problem Sucht.

Dabei ärgert ihn auch, dass es wenig Unterstützung seitens der Stadt für die Beratung von Suchtkranken gibt. "Wir wurden von der Verwaltung aufgefordert, uns Gedanken über die Betreuung von jugendlichen Kiffern zu machen, die vom Gericht zur Suchtberatung geschickt werden. Als das Konzept stand, wurden die notwendigen 5000 Euro für die Finanzierung im Jugendhilfeausschuss abgelehnt", so Rasch.

Dem nun vermutlich laut werdenden Ruf nach einem Streetworker greift er direkt vor: "Unser Streetworker muss mit einer halben Stelle neben Mettmann noch zwei andere Städte betreuen. Da kann man unmöglich noch nachts und am Wochenende an den Brennpunkten sein."