Senioren gehen wieder zur Schule

Netzwerk Hochdahl: Ältere Menschen beteiligen sich an der Nachmittagsbetreuung an der Realschule Hochdahl.

Hochdahl. Wenn Peter Reyer an die Schülerbetreuung nach Unterrichtsende denkt, legt sich die Stirn des Leiters der Realschule Hochdahl in Sorgenfalten: Für 50 Schüler steht eine Betreuungskraft zur Verfügung. "Individuelle Betreuung ist da nicht möglich", sagt Reyer. Hilfe ist jedoch in Sicht: Mitglieder des Netzwerks Hochdahl beteiligen sich ehrenamtlich an der Betreuung.

"Das ist eine Mischung aus Nachhilfe und Betreuung", so Otto Wille, der als ehemaliger Sonderschullehrer mit 42 Jahren Berufserfahrung bestens für die Tätigkeit prädestiniert ist. Wobei der 71-Jährige eine Lehrer-Ausbildung nicht als Voraussetzung für den Umgang mit Schülern vorgibt: "Gesunder Menschenverstand reicht aus."

Über den verfügt ohne Zweifel Sigrid Werner. 71 Jahre alt ist die rüstige Dame, die davon erzählt, dass sie der Leiter des Netzwerks, Wolfgang Böhner, mit seiner Idee angesteckt habe. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder sehr interessiert sind an dem, was wir ihnen erzählen."

Größer als der Wunsch nach Berufsberatung ist jedoch der Bedarf nach Betreuung. Dem will das Netzwerk verstärkt Rechnung tragen und weitere Helfer motivieren. Hannelore Glauch (62) könnte den Kreis ergänzen. "Ich möchte auch was Spannendes für mich zu tun haben", sagt die Frau, die gerade erst aus dem Berufsleben ausgeschieden ist.

Innerhalb des Netzwerks gibt es jedoch auch Stimmen, die dem Projekt kritisch gegenüber stehen. Betreuung benötige Kontinuität, die von den Senioren nicht zu leisten sei, meint etwa ein Netzwerk-Mitglied, das außerdem darauf verweist, dass dort Aufgaben der Landesregierung übernommen werden.

Experte Reyer sieht das allerdings anders: "Mir ist eine sporadische Betreuung lieber als gar keine." Und mit Geldern des Landes sei in absehbarer Zeit nicht zu rechnen.