Hochdahl: Haus der Kirchen - Stille – und sonst gar nichts

In einem Zimmer des Gebäudes sind Menschen mit ihren Gedanken alleine.

Hochdahl. Stille - sie ist bedrohlich, wenn Partner nach einem Streit beharrlich schweigen. Stille - sie ist wohltuend, wenn uns Lärm den ganzen Tag begleitet. Endlich Ruhe!

Wer ihn aufsucht, will sich einen Moment lang ausruhen, möchte innehalten. Doch die meisten haben ein Anliegen. Kerzen werden entzündet, manchmal, um Dank zu sagen, noch häufiger, wenn Sorgen drücken. Ein Licht wird entzündet, wenn man um einen kranken Menschen bangt, um eine Beziehung, die zu zerbrechen droht.

Acht Kerzen brennen an diesem Morgen auf dem geschwungenen Kerzenleuchter. Vor 15 Minuten war Marktandacht. Ehrenamtliche haben die Gestaltung übernommen. Das Thema hieß "Stau". Innehalten auf der Straße kann Positives hervorbringen, war der Gedanke. Die Zeit könne genutzt werden, um an Dinge zu denken, für die sonst kein Platz ist. Doch fördert der Stress auf der Autobahn die Meditation?

Im Raum der Stille hat es der Besucher einfacher. Drei Bronzekreuze, das Neue Testament, Gebetstexte im lichtdurchfluteten Raum, er kann in Ruhe schauen, lesen, sitzen. Zettel mit Bitten und Danksagungen heften an der Pinnwand: "Bitte, mach L. wieder gesund". "Lass M. wiederkommen", "Danke, dass es uns gut geht", steht auf weißen kleinen Blättern, die später in einem Album dokumentiert werden.

Eine schwarz gekleidete ältere Frau betritt den Raum. Sie nickt freundlich, bleibt still. "Groß reden soll man hier auch nicht", sagt Pastor Schüle, dafür sei der Markt draußen da. Doch nebenan, im Kirchencafé, geht ein leiser Gong. Ein Gast ist im Raum der Stille. Der Gong ertönt erneut, wenn der Besucher geht.

"Raum der Stille?", fragt Marktbeschickerin Eva Lieverscheidt vom nah gelegenen Gemüsestand. "War ich noch nicht drin, aber meine Tante und mein Onkel. Ich schau’ mir das mal an. Ich habe hier viel Trubel, Stille wäre nicht schlecht".