Senioren wollen Citynähe
Das Durchschnittsalter steigt. Mettmanner Bauverein plant barrierefreien Wohnraum.
Mettmann. Bis 2030 geht die Bevölkerungszahl in Nordrhein-Westfalen um 5,3 Prozent auf 16,1 Millionen Einwohner zurück. Während die Zahl junger Menschen in den kommenden Jahren bundesweit stetig sinken wird, schnellt die Zahl der älteren Menschen in die Höhe. Das geht aus einer neuen Bevölkerungsprognose der Bertelsmann Stiftung hervor.
In Mettmann wird demnach die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2030 wie im Landesdurchschnitt um 5,3 Prozent schrumpfen, von 39 374 auf 37 287 Menschen. Für den gesamten Kreis Mettmann wird ein Rückgang um 8,9 Prozent vorhergesagt, von 496 445 Einwohnern auf 452 271. Während das Durchschnittsalter in Mettmann derzeit bei 44,3 Jahren liegt, soll es laut Bertelsmann Studie bis 2030 auf 47,4 Jahre ansteigen. Der Anteil der Bevölkerung, der 65 bis 79 Jahre alt ist, wird von 17,1 auf 18,6 Prozent ansteigen, der Anteil der über 80-Jährigen von 5,5 auf neun Prozent.
Die Zahlen machen deutlich, dass sich Mettmann der demografischen Entwicklung noch mehr als bisher stellen muss. „Ältere Menschen sind viel aktiver als früher. Für sie müssen wir Ressourcen schaffen“, sagt Oliver Pahl von der städtischen Wohn- und Pflegeberatung. Als Beispiel nennt er die Freizeitwerkstatt im Mehrgenerationenhaus, in der sich Rentner regelmäßig treffen und für Kindergärten und Schulen kleine Aufträge erledigen. „Weg von der Fürsorge, stattdessen mehr Förderung der Selbstbestimmung“, lautet Pahls Devise für die kommenden Jahrzehnte. Für die Betreuung von dementen Menschen brauchten viele Familien Entlastung. Pahl: „Wenigstens mal für eine Nacht. Da brennen viele Familien, die ihre Angehörigen selbst pflegen, regelrecht aus.“
Die größte Herausforderung für die Zukunft sieht Pahl jedoch in der Schaffung von altengerechtem Wohnraum in der Innenstadt. „Das ist die große Herausforderung schlechthin“, sagt er. Das sieht auch Hildegard Arnold, die Vorsitzende des Seniorenrates, so. „Wir haben deshalb mit dem Mettmanner Bauverein gesprochen, dass er Wohnungen, die Parterre liegen, altengerecht aus- und umbaut, wenn sie frei werden.“ Bessere Einkaufsmöglichkeiten, Busverbindungen und eine zusätzliche öffentliche Toilette stehen ganz oben auf der Wunschliste des Seniorenrates.
Für den Mettmanner Bauverein (MBV), dem größten Anbieter von Wohnungen in Mettmann, ist die Thematik „Älterwerden“ zu einem festen Bestandteil seines Handelns geworden. Ziel des Bauvereins ist es, „dass unsere Mieter möglichst lange und unbeschwert in der ihnen vertrauten Umgebung bleiben können“, sagt MBV-Vorstandssprecher Volker Bauer. Außerdem plant der MBV in seinem Neubauprojekt an der Straße Am Königshof 52 Eigentums- und Mietwohnungen, die über Aufzüge erreichbar und weitgehend barrierefrei ausgestattet sind.
Für Kurt Werner Geschorec, Fachbereichsleiter im Rathaus für die Bereiche Stadtentwicklung, Umwelt, Bau, ist es wichtig, dass künftige Wohngebiete mit einer guten Nahversorgung ausgestattet werden. „Ins Neubaugebiet Kirchendelle etwa gehören nicht nur ein Lebensmittelmarkt, sondern auch eine Apotheke und Ärzte.“ Zudem gebe es innenstadtnahe Flächen, die für altengerechte Wohnungen genutzt werden könnten — wie das Gelände der ehemaligen Brotfabrik Kircher. Doch dabei handelt es sich um ein privates Grundstück.