Sie verkabeln die U-Bahn in Katar

Wenn im Jahr 2022 Fußballfans in Katar mit der U-Bahn zum Stadion fahren, haben Mettmanner ihre Finger im Spiel.

Foto: Janicki

Mettmann. Im vergangenen Sommer hat sich das Unternehmen Elektrotechnik Peter Pohl im Neanderpark angesiedelt. Derzeit werden dort im Vorfeld der Fußball-WM 2022 in Katar unter anderem Schaltschränke für die U-Bahn in der Hauptstadt Doha gebaut. Die Unternehmenskultur ist eine Besondere — zwischen Chefs und Mitarbeitern herrscht ein freier Geist.

Eines kommt einem beim Besuch von Marcus und Hans-Peter Pohl sofort in den Sinn: In ihrer Firma weht ein besonders freier Geist. Man hört von den Chefs auch schon mal Sätze wie diese: „Eigentlich könnten wir jeden Mitarbeiter und uns selbst auch gleich kündigen. Kein Mensch ist fehlerfrei.“ Und man weiß sofort: Das ist nicht so ernst gemeint, wie es vielleicht klingen mag. Und dennoch gibt es einen tiefen Einblick in die Firmenkultur, die — wie schon gesagt — eher ungewöhnlich zu sein scheint. Alle sind miteinander zum „Du“ übergegangen, bis hinein in die Chefetage. Und offenbar nutzt das niemand für Grenzüberschreitungen und Respektlosigkeit. Es wird oft gelacht — und wenn es ernst wird, ziehen alle an einem Strang.

Gerade ist es mal wieder ernst. In zwei Monaten müssen 180 Schaltschränke fertig sein, die pünktlich zur Fußball-WM in Katar den U-Bahn-Verkehr in der Hauptstadt Doha regeln sollen. Nicht nur der Scheich wird mit der Bahn unterwegs sein, sondern auch die vielen Fußballfans, die dann bequem von A nach B kommen wollen.

Wirft man einen Blick in das Innenleben eines solchen Schaltschrankes, führt das für den Laien schnell dazu, dass der Überblick verloren geht. Drähte über Drähte, dazu noch unzählige Schalter — alles sieht aus wie in einem gigantischen Sicherungskasten. Hans-Peter und Marcus Pohl wissen jedoch genau, wie man einen solchen Schrank zusammenbaut. Sie haben früher selbst davor gesessen und verdrahtet — damals noch in der Firma des Vaters, der Elektrotechnik Pohl vor beinahe 50 Jahren in Hilden gegründet hat. Später zog die Firma nach Erkrath und seit Herbst wird nun im „Neanderpark“ an der Marie-Curie-Straße verdrahtet.

Es gibt dort zwar auch so etwas wie ein Chefbüro auf der Empore, von der man einen guten Blick in die Werkshalle hat. Das war Hans-Peter und Markus Pohl immer besonders wichtig. Allerdings nicht, um das Personal unter Kontrolle zu haben. Sondern um selbst nah dran zu bleiben am Geschehen — und auch, um sich auch in der oberen Etage erreichbar zu machen. Eigentlich trifft man sie dort auch nur selten, ihren Schreibtisch haben sie in der großen Werkshalle direkt neben den ihrer Mitarbeiter gestellt. Die meisten davon bleiben lange im Unternehmen — einige wurden in Großunternehmen abgeworben, gekündigt hat hier noch keiner.

„Unser Onkel hat früher immer gesagt: Kinder betet, Vater lötet“, erinnert sich Hans-Peter Pohl schmunzelnd an Kindertage, in denen immer wieder auch die Dramatik der beruflichen Selbständigkeit des Vaters durchschimmerte. Dass es in einem solchen Leben auch existenzielle Krisen geben kann, weiß er. Grund zur Sorge haben Hans-Peter und Marcus Pohl hingegen nicht.

Hans-Peter Pohl, Firmenchef

Die Geschäfte mit den Schaltschränken laufen gut. Die werden nicht nur in Doha gebraucht, sondern beispielsweise auch bei den Stadtwerken Düsseldorf oder am Berliner Flughafen. Sich dennoch der Risiken einer Selbstständigkeit gewahr zu bleiben ist etwas, das beiden wichtig ist. Dies wiederum scheint ein guter Weg zu sein, um die Firma zu etwas werden zu lassen, in der alle miteinander an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Noch in diesem Jahr soll übrigens nebenan eine Lagerhalle gebaut werden.

Die Entscheidung, nun Wurzeln in Mettmann schlagen zu wollen, bereuen Marcus und Hans-Peter Pohl nicht. Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung läuft gut. Sie haben sich einst als „flüsterleises“ Unternehmen und als zusätzlichen Schutzwall zwischen „Road Stop“ und dem angrenzenden Wohngebiet angeboten. Notwendig wäre eine solche Eigenwerbung wohl nicht gewesen. Denn Wirtschaftsförderer Wolfgang Karp sagt über Ansiedlung: „Wir freuen uns, dass ein derart gut aufgestelltes Unternehmen sich für den Standort im Neanderpark entschieden hat.“