Tempo 30 vor der Lindgren-Schule
Der Rat kippt eine alte Entscheidung vor laufender TV-Kamera.
Mettmann. Hurra, wir kommen ins Fernsehen! Auf der Ratssitzung herrschte am Dienstagabend Aufregung.
Ein WDR-Team tauchte im Ratssaal auf. „Die kommen wegen Tempo 30 auf der Peckhauser Straße“, verriet Bürgermeister Bernd Günther den überraschten Parlamentariern, die schnell ihre Krawatte unterm Jackett gerade zogen oder mit einem flotten Griff in die Haare ihre Frisur richteten.
Kamera läuft! Einer vom Bürgermeister flott eingeholten Genehmigung für Ton- und Bildaufnahmen hatten alle Ratsmitglieder zugestimmt. Ähnlich deutlich fiel dann auch die Entscheidung für die Einführung von Tempo 30 auf der Peckhauser Straße vor der Astrid-Lindgren-Schule aus.
Rückblende! Sowohl Eltern von Schulkindern als auch die Schulleitung selbst hatten sich schon vor Monaten an den Rat gewandt und Tempo 30 vor der Schule gefordert.
Doch diese Anregung wurde im Verkehrsausschuss — bei Enthaltung der UBWG — abgelehnt. Der Schulweg für die Kinder der Astrid-Lindgren-Schule sei mit einer Fußgängerampel über die Peckhauser Straße vor der Schule sicher genug, hieß es damals.
Schnitt! Doch der Protest ebbte nicht ab. Eltern meldeten sich bei der WZ und brachten ihren Unmut über die Entscheidung zum Ausdruck. Die Astrid-Lindgren-Schule war schließlich die einzige Grundschule in Mettmann, vor der Autos noch mit 50 km/h fahren durften.
Kamera läuft! Bis auf Wilhelm Nolte (CDU), dem Vorsitzenden des Verkehrsausschusses, stimmte der gesamte Rat vor laufender Kamera für Tempo 30 — zeitlich begrenzt von Montag bis Freitag, jeweils von 7 bis 17 Uhr. Zudem forderte die CDU, dass die Regelung erst ab der Sprachförderschule und nicht schon ab der Kreuzung Düsseldorfer-/Peckhauser Straße gilt.
Nur Nolte staunte: „Wir hatten doch im Verkehrsausschuss ein eindeutiges Votum?“ Doch das interessierte seine Fraktionskollegen nicht mehr. Ganz nach dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Kamera aus!