Mettmann Verein rettet große Handwerkskunst

Mettmann. · Die „Aulen Mettmanner“ setzen sich für den Erhalt von Neandertal-Marmor ein.

Friedel Liesenkloß von den „Aulen Mettmanner“ deutet auf die Steine, die auch als Neandertal-Marmor bezeichnet werden. Diese stammen vom Abriss an der Oberstraße.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Achtlos wurden sie auf einen Haufen geworfen. Nun liegen die Steine da, und noch ist nicht entschieden, was mit ihnen geschehen soll. Einst haben geschickte Steinmetzhände diese Kalksteine geformt. Ihre Bestimmung war es, als Grundsockel eines Hauses an der Oberstraße 1 zu fungieren. Es war im 17./18. Jahrhundert, als die Villa Beckershoff auf dem Nachbargrundstück erbaut wurde. „Der Erbauer war der Besitzer des Steinbruchs im Neandertal“, erzählt Friedel Liesenkloß von der Bürger- und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“. So hat er in der Villa Kalkstein aus dem Neandertal verbaut. Und nicht nur in der Villa. Die Grundmauer reichte bis hinüber und wurde für das Haus Nummer 1 genutzt. Dieses Haus konnte nun nicht mehr erhalten werden. „Das Balkenwerk war verfault“, erzählt Liesenkloß.

Alte Steine wurden achtlos
auf einen Haufen geworfen

So wurde es abgerissen, die alten Steine achtlos auf einen Haufen geworfen. „Wir hätten uns gewünscht, dass diese Steine für das neue Haus mit verwandt worden wären“, sagt Liesenkloß. „Aber wir haben erst davon erfahren, als sie schon herausgerissen worden waren.“ Die Steine wurden von Hand gehauen. „Sie sind gezirkelt ausgeschnitten“, sagt Liesenkloß, „das war große Handwerkskunst.“ Und nicht nur das ist besonders, wie der international tätige Garten- und Landschaftsarchitekt Richard Bödeker weiß: „Die Steine stammen aus einer Zeit, als man im Steinbruch noch mit Schwarzpulver sprengte.“ Dadurch blieben die Steine unversehrt. „Man nannte sie Neandertal-Marmor.“

Um die Steine zu retten, wurden die „Aule Mettmanner“ sofort tätig. „Wir haben erreicht, dass sie liegenbleiben.“ Zunächst wandte sich der Heimatverein an die Stadt, fragte nach, ob die Steine nicht unter Denkmalschutz stünden. Dort erhielten sie jedoch keine positive Antwort. „Einzelne Steine seien nicht schutzwürdig“, sagt Liesenkloß, „und es wäre am besten, sie zu vernichten.“ Doch mit dieser Antwort gaben sich die „Aule Mettmanner“ nicht zufrieden. „Wir haben herumgefragt, wer die Steine nehmen würde“, verrät Friedel Liesenkloß. Und wurden fündig. Richard Bödeker, der am Museumsweg einen Landschaftsgarten mit heimischen Kalksteinelementen, Kunst und viel Grün angelegt hat, würde die Steine in diesen Garten integrieren. „Ich finde es einen Jammer, wenn solch wertvolle Werkstücke einfach weggeschmissen werden“, sagt er.

Verein bittet Bauleiter, die Transportkosten zu übernehmen

Bereits etliche Tonnen Neandertal Marmor hat er in seinem Garten verbaut, als der Neanderhof dem Museum weichen musste. Auch die Steine aus dem Haus an der Oberstraße würde er gerne übernehmen. Allerdings haben weder Bödeker noch der Heimatverein die Mittel, um die Steine von der Oberstraße zum Museumsweg zu transportieren. Deshalb haben sich die „Aule Mettmanner“ nun an den Bauleiter gewandt, mit der Bitte, den Transport der Steine zu übernehmen und sich dadurch die Entsorgungskosten zu sparen. Jetzt warten sie auf eine positive Antwort.