Wo Musik die Sprache ersetzt

In der Awo-Kita am Bollenberger Busch musizieren Kinder mit und ohne Behinderung. Anleitungen dazu kommen von der Haaner Musikschule.

Haan. Es rasselt, klappert und klingt. Pia freut sich, denn sie kann ihrer Trommel geheimnisvolle Windklänge entlocken, während Finn auf seinem Xylophon Regentropfen nachahmt. Dann ertönt der Donner und alle zehn Kinder legen mit ihren Instrumenten begeistert los.

Die Mädchen und Jungen sind Teilnehmer am elementaren Musikunterricht für Kinder der Integrativen Awo-Kindertagesstätte am Bollenberger Busch. Dort werden seit zwei Jahren nicht nur Kurse in musikalischer Früherziehung angeboten, sondern auch Kinder mit Behinderungen kommen in Kontakt mit Musik und Rhythmus.

Angefangen hat alles im Februar 2005, als die Haaner Musikschule in der Kindertagesstätte mit dem Musikunterricht begonnen hat. Im September 2006 folgte ein Musikprojekt, das vom Verein "Gemeinsam Leben und Lernen Haan" gefördert wurde, an dem acht Kinder mit und ohne Behinderung teilnahmen.

"Durch den großen Erfolg ist der integrative Musikkurs zum festen Bestandteil unserer Einrichtung geworden", sagt Barbara Quednau von der Kindertagesstätte. "Der Kurs geht über ein Jahr und findet einmal wöchentlich über 45 Minuten statt. Momentan nehmen zehn Kinder teil, von denen vier einen besonderen Förderbedarf haben", ergänzt sie .

Geleitet wird der Kurs von Jutta Kaesbach, langjährige Lehrkraft an der Musikschule. Sie hat sich im Bereich der sonderpädagogischen Fachkenntnisse für die integrative Arbeit fortbilden lassen.

"Das Besondere ist, dass die Kinder keine Berührungsängste kennen. Sie sind bereit, sich gegenseitig zu entdecken", sagt sie. "Wenn ein Kind mit Beeinträchtigung strahlt, ist das für mich ein großer Erfolg."

Aufgrund der unterschiedlichen Art und Schwere der jeweiligen Behinderung orientiert sich der Kurs an den individuellen Möglichkeiten der Kinder. Die Unterrichtsinhalte sollen Sinneswahrnehmungen und Ausdrucksvermögen stärken.

Dazu zählen das Instrumentalspiel auf Schlagwerkinstrumenten und motorische Elemente wie Bewegungslieder oder Fingerspiele. Beim Sonnenlied recken die Kleinen zum Beispiel ihre Arme weit nach oben und singen strahlend die Strophen mit. "Musikalische Partnerspiele fördern das Kennenlernen.

Die Musik kann dabei eine weltumspannende Sprache sein. Die Kinder können ohne Worte miteinander kommunizieren", sagt Musikschulleiterin Eva Dämmer.

"Die vielen positiven Erlebnisse bestärken uns in der integrativen Arbeit", so Jutta Kaesbach. Und Barbara Quednau sagt: "Wir erreichen so nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern und zeigen ihnen, dass für ihre Kinder mit Beeinträchtigung mehr möglich ist als sie glauben."

Und in einem sind sich die drei Frauen einig: "Wegen des großen Interesses der Eltern überlegen wir, ab Februar kommenden Jahres hier einen weiteren integrativen Kurs anzubieten."