Neanderland — eine Marke ohne Wert?

Nicht alle Städte sind vom kreisweiten Konzept einer Markenidentität überzeugt.

Kreis Mettmann. „Wuppertal hat eine Müllverbrennungsanlage, der Kreis Mettmann eine Geldverbrennungsanlage.“ Dirk Tratzig, Dezernent für Kultur und Tourismus der Stadt Ratingen, findet deutliche, kritische Worte, wenn er auf die Marke Neanderland des Kreises Mettmann angesprochen wird. „Das ist alles völliger Unsinn. Der Kreis sollte das Geld, dass er zur Vermarktung der Marke ausgibt, angesichts der Haushaltslage lieber sparen“, sagt Tratzig.

Erst vor kurzem hatte die Kreisverwaltung den Marketingexperten Professor Bernd Günter von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eingeladen, damit er die Zweifel der Kritiker an der Marke ausräumt. In einem Vortrag listete Günter die Vorteile der Marke Neanderland auf (die WZ berichtete).

Zu den Zweiflern zählt insbesondere die Stadt Ratingen, aber auch Langenfeld ist von der Marke nicht überzeugt. Günters Argumente überzeugen Tratzig nicht. „Der Kreis sollte den ganzen Tourismus-Quatsch sein lassen. Das hat alles nichts mit der Realität zu tun.“ Wenn Touristen kommen, dann seien das Geschäftsleute. Und für die bräuchte man keine Marke Neanderland. Generell sollte das Thema Tourismus Angelegenheit der zehn Kreisstädte sein. „Denn jede Stadt weiß doch selbst am besten, womit sie bei Touristen punkten kann.“

Kritische Worte findet auch Frank Schneider, Bürgermeister von Langenfeld: „Wir sind hier einfach nicht Neanderland. Langenfeld ist viel zu weit weg vom Neandertal, das mit der Marke assoziiert werden soll.“ Zudem seien der Begriff und alles, was damit verbunden wird, rückständig. „Neandertal, Neanderland, Neandertaler — das steht alles für Vergangenes. Wenn schon eine Marke sein muss, dann etwas, das auf die Zukunft hinweist.“