Kreis Mettmann Neue Ideen zur Notfallversorgung

Kreis Mettmann. · Kreis Mettmann und Evangelisches Krankenhaus sehen den Vorstoß des Gesundheitsministers Krankehäuser durch Notfallzentren zu entlasten positiv.

Gesundheitliche Probleme treten oft zur Unzeit auf. Nämlich dann, wenn der Hausarzt am Freitagmittag schon ins Wochenende gegangen ist. Wohin also soll sich der Patient mit dem grippalen Infekt oder der Schnittwunde an der Hand wenden? Bei leichteren Erkrankungen ist die Notfallpraxis in Ratingen zuständig. An sie sollen sich nicht nur Bürger aus Ratingen, sondern auch aus Mettmann sowie Kinder aus Erkrath-Hochdahl wenden. Bei wirklichen Notfällen wie Knochenbrüchen oder Verdacht auf Herzinfarkt ist indes die Notfallambulanz im Evangelischen Krankenhaus Mettmann zuständig.

Doch das ist noch längst nicht allen bekannt. Und deshalb sind die Notaufnahmen in den Krankenhäusern häufig überlaufen, die Wartezeiten lang. Um dieses Problem zu lösen, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jetzt einen Referentenentwurf zur Reform der Notfallversorgung vorgelegt. Gemeinsame Notfallleitsysteme, erreichbar unter 112 oder 116 117, sollen gefördert und integrierte Notfallzentren in ausgewählten Krankenhäusern eingerichtet werden. Diese sollen künftig entscheiden, ob Patienten stationär in der Klinik oder ambulant versorgt werden und die erforderliche ambulante notdienstliche Versorgung leisten.

EVK-Geschäftsführer beklagt mangelnde Aufgabenteilung

Bernd Huckels, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Mettmann, begrüßt die Pläne des Gesundheitsministers, „da seit längerem deutlich erkennbar wird, dass die Aufgabenteilung zwischen den Notaufnahmen der Krankenhäuser und den Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung für die Patienten teilweise nicht erkennbar ist. Das führt zunehmend zu überlangen Wartezeiten und Unzufriedenheit in beiden Bereichen“. Die 26 Mitarbeiter der Notfallambulanz – davon fünf im ärztlichen und 21 im pflegerischen Dienst – versorgen jährlich zirka 17 000 Patienten im Jahr, Tendenz steigend.

Ob und wie viele Patienten auch mit eher trivialen Leiden in die Notfallambulanz des Krankenhauses kommen, erfasst das Krankenhaus laut Huckels nicht. Doch der für das Rettungswesen und den Bevölkerungsschutz zuständige Kreis-Ordnungsdezernent Nils Hanheide kann mit eindrucksvollen Zahlen aufwarten: „Seit Jahren steigen die Einsatzzahlen der Notfallrettung im Kreis Mettmann um rund zehn Prozent pro Jahr. Dies begründet sich nicht allein durch eine Zunahme von Notfallpatienten, die den Rettungsdienst benötigen. Der Hilfe- und Versorgungsnotwendigkeit für und von Patienten steht im Extremfall eine gelegentlich anzutreffende Erwartungshaltung gegenüber, einen Rettungswagen quasi wie ein von der Krankenkasse bezahltes Taxi bestellen zu können. Der Rettungsdienst wird durch diese nicht zwingend notwendigen Einsätze blockiert und kommt folglich zu den relevanten Notfällen möglicherweise zu spät.“

Hanheide spricht in diesem Zusammenhang von „Fehlentwicklungen“, die „sich auch im Kreis Mettmann nicht zuletzt durch eine erhebliche Zunahme der Rettungsdiensteinsätze und einer Überlastung der Notaufnahmen der Krankenhäuser“ niederschlagen. Daher begrüßt auch Hanheide die Pläne des Gesundheitsministers, so genannte integrierte Notfallzentren einzurichten. Patienten, die bisher selbständig eine Krankenhaus-Notaufnahme aufgesucht haben, sollen künftig ins vertragsärztlich geführte integrierte Notfallzentrum (INZ) gehen. Stationär zu behandelnde Patienten würden dann in den vom Krankenhaus geführten Bereich des INZ überstellt.

Hanheide warnt allerdings davor, dass mit Einrichtung dieser Integrierten Notfallzentren nicht zugleich auch eine Ausdünnung von Anlaufstellen verbunden sein darf. „Eine Ausdünnung hätte in jedem Fall längere Fahrtstrecken zur Folge, durch die Ressourcen des Rettungsdienstes länger gebunden wären.“ Außerdem fordert der Kreis, dass die bestehenden Strukturen mit einer Zuständigkeit der Leitstellen in regionalen Einheiten weiterhin bestehen bleiben, zumal es eine enge Verzahnung mit den Zuständigkeiten im Brand- und Katastrophenschutz gebe.

Zu wünschen wäre, so Hanheide, dass so das ständige Wachstum von Rettungsdiensteinsätzen beendet wird und die Notfallrettung auch für Notfälle zur Verfügung steht und nicht durch Bagatelleinsätze unnötig in Anspruch genommen wird. Denn das wirke sich „besonders negativ auf das Motivationsniveau der hochqualifizierten Notfallsanitäter und Notärzte aus und trägt zudem zu einer Verschärfung des aktuell festzustellenden Fachkräftemangels bei“. EVK-Geschäftsführer Bernd Huckels sieht sein Krankenhaus für ein Integriertes Notfallzentrum gut gerüstet: „Das EVK ist mit den bereits realisierten Strukturen, den Räumlichkeiten und der medizinisch-technischen Ausstattung bestens vorbereitet, um ein solches Notfallzentrum zu betreiben. Schon jetzt haben wir eine Kardiologie mit 24/7 Linksherzkatheter-Messplatz etabliert. Die Intensivstation mit mehr als zehn Betten ist mit zehn Beatmungsplätzen ausgestattet. Das Labor steht rund um die Uhr zur Verfügung, am Standort des EVK Mettmann gibt es zwei Notarztsitze mit zwei
Notarztfahrzeugen.“