Prominente Redner und Jugendliche nahmen Stellung zur Zukunft des Kontinents Europa zog die Velberter in die Innenstadt

Velbert · „Talking about Europe“, forderte Daniel Patano die zahlreichen Zuschauer auf, die vor der Bühne an der Sparkasse Friedrichstraße auf die offizielle Eröffnung des Europafestes warteten.

 Die Künsterlin "eSteffania" zog  als Europa-Fee die Aufmerksamkeit der Besucher der Velberter Innenstadt auf sich.

Die Künsterlin "eSteffania" zog  als Europa-Fee die Aufmerksamkeit der Besucher der Velberter Innenstadt auf sich.

Foto: Ulrich Bangert

Zum Gespräch über Europa kam als prominenter Gast Stephan Holthoff-Pförtner, der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen. Er teilt seine Beziehungen zu Europa in drei Phasen auf: „Als ich Europarecht studierte, war das sehr akademisch, danach lernte ich Europa kennen. Als ich vor fünf Jahren Europaminister wurde, stellte ich fest, dass ist das Tollste überhaupt und es ist unheimlich bereichernd. Ein Schatz, mit dem wir viel zu locker umgehen. Bis zur Ukrainekrise war uns nicht bewusst, wie gefährdet Europa ist. Wenn wir durch diese schlimme Krise kommen, kann Europa gestärkt daraus hervor gehen. Der Krieg gegen die Ukraine ist ein Krieg gegen unsere Freiheit“, so der CDU-Politiker.

Als künftigen Schwerpunkt der Europäischen Union sieht der Essener neben den Herausforderungen des Klimas und der Industrie die Frage nach der Verfassung: „Wollen wir einen Staatenbund oder einen Bundesstaat? Wir dürfen nicht zulassen, dass Russland und China uns auseinander schlagen.“

Bürgermeister Dirk Lukrafka nahm zu den Städtepartnerschaften Stellung: „Vor zehn bis 15 Jahren dachte man darüber nach, ob Städtepartnerschaften noch sinnvoll sind. Mittlerweile merkt man, dass die zeitgemäß sind. Es macht schon was aus, andere Städte kennen zu lernen. Ich glaube, das ist der Schlüssel: Kulturelle Identität erhalten, aber Gemeinsamkeiten nach außen zu zeigen, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch unsere Werte zu zeigen.“

Nach den Politikern hatten Mitglieder des Jugendparlaments das Wort. Laura, die im Velberter Bündnis gegen den Antisemitismus aktiv ist, erinnerte daran, dass vor 77 Jahren der Zweite Weltkrieg und damit die Naziherrschaft endeten. „Wir sind alle verpflichtet, gegen das Vergessen zu kämpfen“, forderte sie.

„Der 8. Mai ist bei uns kein Feiertag, aber dennoch was besonderes“, stellte Max aus dem polnischen Morag fest. „Eine Gelegenheit zum Nachdenken: Das Kriegsende gibt uns die Hoffnung, dass Geschichte sich nicht wiederholt.“

Rockige Europahymne
und leise Friedenslieder

Nachdem die Musikschulband „Delusion in the sky“ eine sehr rockige Version der Europahymne präsentiert hatte, stimmte das Vocalensemble des Berufskollegs Bleibergquelle mit Friedensliedern leisere Töne an. Bevor es mit Musik und Tanz weiter ging, kamen Schnäppchenjäger auf ihre Kosten: Nicht abgeholte Fahrräder aus dem Fundbüro wurden meistbietend zur Unterstützung von Ukraineflüchtlingen durch die Integrationshilfe Langenberg versteigert.

Allerdings kam der Erwerb der fahrbaren Untersätze zu spät, um damit am Stadtradeln teilzunehmen: Die Auftakttour startete eine Stunde zuvor am Freizeitpark Höferstraße. Ziel war selbstverständlich die Innenstadt, die ganz im Zeichen von Europa stand. Das machte „eSteffania“ alias Steffanie Wrobel unübersehbar deutlich. Die Kölner Künstlerin stakste ganz in Blau auf Stelzen über die Friedrichstraße und schwenkte begeistert die Europafahne mit den zwölf gelben Sternen über den Köpfen der Menschenmenge. „Dieser Auftritt als Europa-Fee war eine Idee von mir, Frau Wrobel hat entsprechend ein Kostüm dazu gefertigt“, so Daniela Hantich aus dem Veranstaltungsmanagement des Stadtmarketing Velbert. „Wir waren mit dem Europafest sehr zufrieden. Das lag natürlich auch an dem schönen Wetter.“

Zufrieden war auch Volker Böhmer: „Es hätten beim verkaufsoffenen Sonntag ein paar Geschäfte mehr aufmachen können“, wünschte sich der Vorsitzende der Werbegemeinschaft von Velbert aktiv, der sich freute, dass die Innenstadt so voll wie nie in den vergangenen zwei Jahren war.