Abriss: Bagger frisst sich durchs Rathaus
Viele Jahre wurde in Ratingen um Neubau oder Sanierung des schadstoffbelasteten Gebäudes gestritten. Jetzt läuft der Abriss des ersten Teils.
Ratingen. Auf die paar Stunden kam’s nun auch nicht mehr an. Die letzte Trauung im benachbarten Minoritenkloster hat Bauleiter Dieter Paul noch abgewartet, dann gab er gegen 12 Uhr das Zeichen zum Start: Seit Freitag geht’s dem Ratinger Rathaus an den Kragen. Von „gut, dass das hässliche Ding bald weg ist“ bis „warten Sie mal ab, wie teuer der Neubau wird“ reichten die Kommentare der Schaulustigen am Bauzaun.
Seit Jahresbeginn wurde der Ostflügel, in dem früher die Touristinfo und das Kulturamt waren, vollkommen entkernt. Mit Spezialmessern schnitten die Entsorgungsexperten des Abbruchunternehmens die giftigen PCB-Massen aus den Fugen. Unter einer Schutzhülle wurden auch Asbest und Mineralwolle entfernt.
Die PCB- und Asbestbelastung war der Auslöser, dass nach jahrelanger Diskussion in Ratingen der Beschluss für einen „Neubau mit Teilerhalt“ fiel. Jetzt zerlegt ein 38-Tonnen-Bagger den bereits entkernten Teil. In den kommenden zwei Wochen wird er sich Stück für Stück durch den Seitenflügel vorbeißen. Nach kurzer Zeit waren gestern schon die ersten Wände weggerissen.
Im Foyer des Hauptgebäudes geht zunächst das Herausholen von Asbest und PCB aus Wänden und Fugen weiter. Lüfter sorgen für einen Unterdruck, rein oder raus geht es nur durch eine Vier-Kammer-Personenschleuse. Paul: „Alle zwei Stunden müssen die Arbeiter Pause machen.“ Dabei müssen sie sich komplett ausziehen. In der dritten Schleuse wird geduscht — drei Minuten mindestens, sonst geht die nächste Schleusentür nicht auf.
Wenn Ende Juni alle Schadstoffe beseitigt sind, rückt das ganz große Werkzeug an: ein Hitachi 870 ZX, Dieter Pauls Lieblingsbagger, 170 Tonnen schwer mit 45 Meter langem Ausleger. Was der Greifer packt, wird per Kamera ins Führerhaus übertragen.
Der Abriss der „selbststützenden Konstruktion“ sei heikel, sagt Paul. Statiker haben festgelegt, in welcher Reihenfolge die Bereiche abgebrochen werden müssen, damit das Gebäude nicht in sich zusammenstürzt. Bis Mitte Oktober sollen die letzten Betonmauern geknackt sein. Der Westflügel mit dem Ratstrakt bleibt erhalten und wird in den dann folgenden Neubau integriert.