AfD findet ihre Wähler im Ratinger Westen

CDU gibt Stimmen an die FDP ab. Die SPD bleibt fast überall in der Stadt unter 30 Prozent.

Foto: Joachim Preuß

Ratingen. Wenn das über 700-köpfige Wahlteam am späten Sonntagabend seine Arbeit erledigt hat, beginnt für Gabriele Labes und Kathrin Hammerlage von der Statistikstelle die Nachbereitung. Aus der Fülle der Zahlen gilt es, Trends und Außergewöhnliches zu filtern.

Wegen der geänderten Einteilung der Wahlbezirke — sie wurden von ehemals 25 auf nun 24 verringert — sei ein kleinräumiger Vergleich zur Vorwahl nicht mehr möglich, heißt es in der Wahlanalyse. Und weil es örtliche Überschneidungen gibt, kann man Wahlbezirke auch nicht mehr eindeutig bestimmten Örtlichkeiten zuordnen. Außerdem stimmte jeder dritte Wähler per Briefwahl ab — 18 394 Wahlscheine wurden beantragt. Ein neuer Rekord, für den Wahlleiter Frank Meißner die Teams in einigen der 24 Briefwahlbezirke aufstocken musste. Wer wissen will, wie in seinem Wahllokal abgestimmt wurde, schaut auf die Seiten der Stadt Ratingen.

Die Wahlbeteiligung war in Ratingen mit 78,9 Prozent fast drei Prozent höher als 2013. In Homberg gingen sogar 90,6 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne. „Eine traditionell hohe Wahlbeteiligung war auch diesmal in den Bezirken 19 bis 22 in Hösel, Breitscheid und Eggerscheidt, zu verzeichnen“, so die städtischen Statistikerinnen. In den Bezirken in West war das Interesse wie immer eher gering: 58,8 bis 69,1 Prozent.

Die Wahl war für CDU und SPD auch in Ratingen eine Ohrfeige: Der Erststimmenanteil für Peter Beyer (CDU) rutschte mit 42,7 Prozent auf ein historisches Tief ab. Lediglich 1972 wurde ein noch geringerer Wert (39,8 Prozent) erreicht. Für das Direktmandat reichte es dennoch aus. Peter Beyer zieht erneut mit 39,3 Prozent der Erststimmen direkt in den Bundestag ein. Kerstin Griese (SPD) fuhr mit 27,1 Prozent (minus 6,8) das schlechteste Erststimmenergebnis für die SPD überhaupt ein.

Die AfD legte in Ratingen erheblich zu, wenn auch in geringerem Umfang als auf Bundesebene: Sie wurde mit 8,4 Prozent viertstärkste Kraft. Die AfD fand ihre Wähler vor allem in West und Tiefenbroich, den angestammten Hochburgen der SPD: Die AfD kam auf bis zu 19,8 Prozent (West). Die SPD erreichte nur noch in einem Wahlbezirk in West 30,6 Prozent, in allen anderen lag sie unter der 30-Prozent-Hürde.

Die CDU konnte in keinem Wahlbezirk mehr die 50-Prozent-Marke erreichen. Bestes Ergebnis war in einem Wahlbezirk in Hösel mit 41,2 Prozent.

Die CDU musste in ihren bisherigen Hochburgen offenbar viele Stimmen an die FDP abgeben: Überall dort erzielte die FDP ihre Spitzenwerte. Im Wahlbezirk 20 in Hösel kam sie auf stattliche 29,1 Prozent, in sieben Wahlbezirken immerhin auf 20 Prozent und mehr. Die Grünen schnitten in Ost mit 10,1 Prozent am besten ab. In Bezirken in Tiefenbroich und Ratingen West fanden die Grünen mit Werten zwischen 4,8 Prozent und 3,9 Prozent den geringsten Zuspruch. Linke (6,3 Prozent) und Grüne (7,4 Prozent) konnten ihre Ergebnisse insgesamt jeweils leicht steigern. Wie immer erhielten CDU und SPD mehr Erst- als Zweitstimmen. Peter Beyer (CDU) konnte den Erststimmenvorsprung leicht steigern, während bei Kerstin Griese (SPD) der Erststimmenvorsprung leicht schrumpfte. Am wenigsten Gebrauch vom Stimmensplitting machten die AfD-Wähler: Sie machten meist ihr Kreuzchen bei ihrem Kandidaten und der Partei.