Anwohner sind gegen Neubau

Die Stadt will ein großes Bauprojekt in Lintorf begrenzen. Doch CDU und FDP sind vom „Bauklotz“ ganz angetan.

Lintorf. Schöner Wohnen im Dorf: An der Johann-Peter-Melchior-Straße kann man es aushalten: kein Durchgangsverkehr, eine locker angeordnete Bebauung überwiegend mit frei stehenden Einfamilienhäusern, dazwischen zwei- bis zweieinhalbgeschossige Mehrfamilienhäuser, am Ende vor St. Johannes mehrgeschossige Wohnhäuser.

Dennoch herrscht im Viertel miese Stimmung: Der Grund sind die Baupläne eines Investors, auf dem Grundstück Hausnummer 10/12 das in die Jahre gekommene Einfamilienhaus abzureißen und stattdessen einen Wohngebäude mit fünf „Stadthäusern“ (je 170 Quadratmeter) und einer Maisonette-Wohnung (100 Quadratmeter) über zwei Etagen zu errichten.

Nicht nur die Ausmaße des Gebäudes — zwölf Meter Breite, 36 Meter Tiefe — erregen die Gemüter, auch die Tatsache, dass die Terrassen der neuen Häuser unmittelbar an die Grundstücksgrenze zur Nachbarbebauung platziert werden, sorgt für Unmut bei den Anwohnern. Die haben mittlerweile Unterschriften gesammelt und mit einem Brief an den Bürgermeister gegen die massive Bebauung protestiert.

Selbst dem städtischen Planungsamt gingen das Ausmaß und die Lage des Baukörpers zu weit. Da ein Gespräch mit dem Architekten über Nachbesserungen ohne Ergebnis blieb, schlug das Amt die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens vor, um die Bebauung „in einer städtebaulich vertretbaren Dichte“ steuern zu können.

Wie das aussehen könnte, legen die Stadtplaner gleichzeitig dar: zwei kleinere, zweigeschossige Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage und deutlich mehr als die vorgeschriebenen drei Meter Mindestabstand zum Nachbargrundstück. Ein solches Ensemble entspräche den Zielen einer „behutsamen Stadterneuerung“.

Der Stadtrat sah dies ebenso und stimmte einmütig für die Aufstellung eines Bebauungsplanes. Im Bezirksausschuss Lintorf hingegen, drei Wochen später, sprachen sich CDU und FDP überraschend für die Interessen des Investors aus.

Das bringt jetzt die Anwohner der Johann-Peter-Melchior-Straße und des Wedenhofes in Rage. Der geplante Neubau sei mit der bisherigen Bebauung „in keiner Weise vereinbar“, schreibt Helmy Sasse im Namen der Anwohner. Schon jetzt gäbe es Probleme mit dem Regenwasser, eine weitere Versiegelung würde die Situation noch verschärfen. Auch die Parkplatzsituation würde sich „dramatisch“ verschlechtern.

Ihr Mann Henning hat Unterschriften in der Nachbarschaft gesammelt: „Knapp 40 Mieter und Eigentümer haben bereits unterschrieben. Die sind geschlossen gegen diesen Klotz.“

Irmel Hinssen will den „Umfaller“-Parteien ins Gewissen reden. Nur weil sich CDU und FDP jetzt doch für „diesen Bauklotz“ ausgesprochen haben, bestehe jetzt wieder die Gefahr, dass die fünf Stadthäuser gegen den Willen der Anwohner realisiert werden können. Die Parteien sollten sich daran erinnern, „dass sie gewählt wurden, um die Interessen der Bürger und nicht die Interessen eines Investors zu vertreten.“