Aufregung um Wohncontainer für Asylbewerber
Am Gratenpoet werden zurzeit drei- statt wie geplant zweigeschossige Container für rund 100 Asylbewerber gebaut. Der Rat stimmte in nichtöffentlicher Sitzung zu.
Tiefenbroich. Als die Bagger den Bauplatz für die neuen Container an der Straße Am Gratenpoet hergerichtet haben, kümmerte sich niemand darum. Schließlich dient der Standort schon lange als Asylbewerber-Unterkunft. Doch als in dieser Woche ein schwerer Kran die aus dem bayrischen Freising angelieferten Container an ihre Plätze hievte, rieben sich die Anwohner erst verwundert, dann ungläubig die Augen.
In drei Geschossen türmen sich die Container übereinander, wo vorher nur eine eingeschossige Anlage stand. „Ich dachte bisher, das sollte nur ein Ersatz der maroden alten Container sein“, sagt Wolfgang Schrey, der in der Nachbarschaft wohnt. Wie er seien viele Tiefenbroicher verunsichert und empört, dass jetzt mindestens doppelt so viele Unterkünfte dort entstehen sollen.
Die Nachbarn würden um den Wert ihrer Häuser und Wohnungen fürchten, sagt Schrey. Er macht sich auch Gedanken um die künftigen Bewohner der Container. „Wo sollen die sich denn mal im Freien aufhalten?“ Auch die Mieter der Häuser der Wohnungsgenossenschaft würden schon einen Wegzug in Erwägung ziehen.
Volkmar Schnutenhaus, Geschäftsführer der Ratinger Wohnungsgenossenschaft, kann nicht bestätigen, dass es bislang Beschwerden wegen der Geschossigkeit der Container gab. „Die Unterkunft gibt es dort seit 20 Jahren. Außerdem haben wir einen hohen Baumbestand als Sichtschutz.“ Schnutenhaus warnte vor Ressentiments: „Wer dort untergebracht wird, hat es eh schwer genug.“
Die Irritationen der Anwohner sind dennoch nachvollziehbar. Denn bislang war in der Öffentlichkeit immer vermittelt worden, dass die Anlage erneuert und für rund 60 Personen zweigeschossig ausgebaut werden soll. So stand es auch in der Beschlussvorlage, die in den politischen Gremien beraten worden war. Jetzt wird dreigeschossig gebaut und Platz für knapp 100 Asylbewerber geschaffen.
„Die höhere Platz- und Geschosszahl sind im Zusammenhang mit dem Beschaffungsbeschluss festgelegt worden“, sagt Gerd Willms, Leiter der zentralen Gebäudewirtschaft. Tatsächlich hat der Stadtrat am 30. Oktober der Erweiterung zugestimmt — allerdings in nichtöffentlicher Sitzung. Willms kündigt an, dass aus baulichen Gründen auch noch ein Satteldach auf die Container gesetzt werden soll.
Eckhard Löwenstein, stellvertretender Leiter des Sozialamtes, geht davon aus, dass bis Ende April/Anfang Mai der Innenausbau der Container abgeschlossen ist und die Bewohner einziehen können. „Die Container sind nicht höher als die gegenüberliegenden Häuser. Außerdem bieten sie gerade durch ihre Höhe einen gewissen Lärmschutz zur Autobahn hin.“ Er verteidigte die Erhöhung der Unterkünfte angesichts der gestiegenen Zahl der Asylsuchenden. „Wir brauchen jeden Platz — allerdings gebe es zurzeit eine Rückreisewelle.“