Ratingen Baustart für Bechemer Carré im Frühjahr

Ratingen. · Nach etlichen Verzögerungen soll das wichtige Projekt Anfang 2020 realisiert werden, hieß es im Bezirksausschuss Mitte.

So sieht das Bechemer Carré in der Planungsfassung vom Frühjahr 2019 aus. Gut zu erkennen ist die geplante L-Form des Gebäudes.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Still ruhte das Gelände nach einem verheißungsvollen Projekt-Auftakt im Frühjahr 2019. Da hielt man Modelle in die Höhe, warf schöne Bilder an die Wand. Und dann, nach dem Herrichten des Geländes, tat sich erst einmal lange nichts. Die Wohnungsbaugenossenschaft Essen-Nord hat nach langem Hin und Her nun grünes Licht für ihr Vorhaben an der Ecke Bechemer Straße/ Europaring bekommen, von dem man im Frühjahr erwartet hatte, dass man in Kürze auch mit der Umsetzung beginnen würde. Doch Pustekuchen.

Die Bebauung sei laut SPD durch Vorgaben aus der Politik immer wieder verzögert worden, bis dann Gerichte entschieden hätten. Die Wohnungsbaugenossenschaft Essen-Nord will in einem ansprechenden Baukörper 46 Genossenschaftswohnungen errichten. Genossenschaftsmodelle seien der SPD „besonders sympathisch“, da dort die Mieter besondere Rechte genießen würden und viel besser vor unbotmäßigen Mietsteigerungen geschützt seien.

Nun: Es taten sich Probleme durch den Denkmalschutz auf. Dreh- und Angelpunkt ist dabei, dass die Blickachsen auf das hübsch restaurierte Gründerzeitgebäude Bechemer Straße 62 durch den Neubau verstellt würden. Vor dem Freiräumen des Grundstücks war dieses Gebäude kaum zu sehen und wurde kaum beachtet. Mit dem Neubau und der neu zu schaffenden Platzsituation zwischen beiden Baukörpern kommt es aus Sicht der SPD viel besser zur Geltung als vorher, zumal viele Ratinger vorher dieses Denkmal kaum oder überhaupt nicht wahrgenommen hatten. Doch das schien den Denkmalschutz wenig zu beeindrucken.

Sozialdemokraten ärgern sich,
dass alles so lange dauert

Die Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord hat zwar anhand einer Vielzahl von Blickperspektiven nachgewiesen, dass die Sichtbarkeit des Denkmals im Vorteil gegenüber anderen Bauvarianten ist, die laut Festsetzung des rechtskräftigen Bebauungsplans auch möglich wären, aber auch das hat bisher nach Angaben der SPD nicht wirklich geholfen. Was die Fraktion ärgert, ist die Tatsache, dass sich dieser Prozess schon so lange hinzieht. Es handele sich ja nicht um irgendein Vorhaben, sondern um die Schaffung dringend benötigten Wohnraums. Jetzt gebe es eine Lösung im Konsens mit dem Denkmalschutz durch ein marginales Verschieben des Baukörpers in Richtung Stadtpark. Was so einfach klingt, bedeutet aber in der Praxis wieder Zeitverlust und Aufwand für die Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord.

Auf Nachfrage im Bezirksausschuss Mitte konnte SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Wiglow erfahren, dass der geänderte Bauantrag nunmehr eingegangen sei und dass binnen sechs Wochen auch eine positiver Bescheid erfolgen solle. Damit könnte man dann endlich loslegen. Aus Sicht der SPD-Fraktion ist trotzdem die Art und Weise, wie langwierig sich solche Prozesse gestalten, sehr ärgerlich. „Wenn es gültiges Baurecht gibt, dann müssten doch auch denkmalschutzrechtliche Problemstellungen im Vorfeld ausgeräumt sein“, so Wiglow. „Wir können froh sein, dass sich die Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord hier in Ratingen engagiert und wären gut beraten, uns als Stadt als verlässlicher Partner zu präsentieren“, sagte er.

Technischer Beigeordneter Jochen Kral hatte bereits im Herbst betont, dass man in Sachen Bechemer Carré auf einem guten Weg sei. Jetzt seien alle Probleme allesamt ausgeräumt, betonte der Planungsdezernent. Man denkt mit Blick auf die Innenstadtgestaltung ohnehin eher an das große Ganze: Das Bechemer Carré, das in L-Form gebaut wird, hat an diesem nicht unattraktiven Standort eine Art Stadttor-Funktion. Der Bau ist zweifellos ein Blickfang. Der Vorteil: Die Altstadt mitsamt Marktplatz ist nur wenige Minuten entfernt.

Wohnflächen rangieren zwischen 50 und 120 Quadratmeter

Das Gebäude wird seinen zukünftigen Bewohnern Wohneinheiten mit einer Wohnfläche von rund 3560 Quadratmeter bieten. Die Größe variiert dabei zwischen 50 und 120 Quadratmeter – es kann sich um eine kleine Single-Wohnung im Erdgeschoss oder beispielsweise um eines der vier jeweils zweigeschossigen Stadthäusern handeln, die in den Baukörper integriert sind. So jedenfalls sahen die Planungen im Frühjahr aus. Zudem profitieren zukünftige Bewohner vom genossenschaftlichen Grundsatz, Mieten langfristig stabil zu halten. „Die Miete wird von Jahr zu Jahr sogar attraktiver, betrachtet man die Mietpreissteigerungen im Umfeld.

Gerade durch die Zusammenarbeit mit der Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord können wir Menschen nachhaltigen und beständigen Lebensraum bieten. Das war eines unserer Ziele“, meinte Jochen Kral bei der Vorstellung der Pläne. Zu allen Wohneinheiten gehören Pkw-Stellplätze einer Tiefgarage.