Ratingen Treppenhaus wird zur Theaterbühne
Ratingen. · Samstag und Sonntag wird an der Poststraße 51 ein Weihnachtsmärchen von Ulrike Edinger-Donat aufgeführt.
Leute aus dem Showgeschäft kokettieren nicht selten damit, dass sie „ganz schlechte Schüler“ waren. Menschen aus dem künstlerischen Schaffenskreis wiederum haben Eltern, die von ihnen verlangen, „erst mal was Ordentliches“ zu erlernen. Das hörte auch die Krefelderin Ulrike Edinger-Donat. Sie studierte Jura. Und nun bringt sie mit einer sachkundigen und höchst motivierten Truppe im Haus Poststraße 51 ein Weihnachtsmärchen auf die Bretter. Es sind keine Bühnenbretter, es sind die vom Treppenhaus, in dem rund 30 Besucher Platz haben.
Und dazu ein Klavier. Bei Loriot heißt es ein Klavier, ein Klavier und kommt von Mutter, bei der man sich dann bedanken muss. Hier gehört es der Truppe. Und wenn ein Hausbewohner von einem ins andere Geschoss gehen will, muss sich der Klavierspieler kurz erheben. Das Stück, das die Truppe aufführt, ist ein Weihnachtsmärchen und zunächst auf zwei öffentliche Darbietungen beschränkt – am Samstag, 30. November und Sonntag, 1. Dezember.
Die Geschichte dreht sich um eine junge Frau mit prachtvollem Haar, die wegen Armut selbiges abschneiden und zu einer Uhrkette verarbeiten lässt. Der Freund hat auch nicht viel auf der Tasche und schenkt dem Mädel einen Kamm, damit es sein prachtvolles Haar kämmen kann. Kurz und knapp: zwei Fehlkäufe.
Im Stück des vergangenen Jahres – „Carmen und der Stier“ – wurde auch an ungewohnten Orten agiert, getanzt, gesungen und gespielt, und es wurde kein reinrassiger Bizet über die gesamte Spieldauer geschmettert. Die Initiatorin hatte sich bei dem Stück gedacht, wie es bei den Aufführungen ankommen sollte: ein bisschen altmodisch, nostalgisch, eben ein bisschen anders.
Beim letztjährigen Stück mündeten Gesang und Aktion in die stampfenden Rhythmen eines Rappers. Carmen ist im Original eine Aufführung von fast drei Stunden.
Das Stück enthält neue
Figuren und schöne Arien
Diese Version enthält bei nur rund 90 Minuten die schönsten Arien, aber auch neu geschaffene Figuren wie den Stier und den Erzähler, der die Geschichte abhängig vom Aufführungsort immer wieder anders spielen lässt. „Neben einer minimalen, aber klassischen Instrumentierung und einer ausgebildeten Opernstimme verweben wir dies alles mit Videoinstallationen, modernem Tanz, abstrakten Geräuschkulissen und Sprechgesang“, so Edinger-
Donat.
Die Initiatorin des Ganzen hatte nach der Schule zwar Jura studiert, aber nach dem Abschluss niemanden glauben gemacht, dass der Beruf einer Anwältin nun ihr Lebensziel sein würde. Sie bezog mit dem Bruder eines Künstlers ein Atelier, versuchte sich in Arbeiten mit Stein, Ton und Guss in künstlerischen Bereichen. Vor zwei Jahren wechselte sie zum Bauen von Bühnenbildern, zum Organisieren von opernartigen Events. Es gibt den Ehemann Donat, der die Events und die Aktivitäten der Ehefrau unterstützt, es gibt eine Truppe, die motiviert ist und mitmacht. Und es gibt diese Ulrike Edinger-Donat, die unermüdlich neue Grenzen sucht, ausprobiert und manches eben ganz anders macht, als man denkt.