Bei Wintereinbruch gilt: Ruhig bleiben
Das Winter-Gastspiel sorgte für Chaos auf den Straßen und einen stressigen Tag für den Winterdienst.
Als am Samstagmorgen der Schnee einsetzt, dauert es nicht lange, bis das Chaos seinen Lauf nimmt. Nicht einmal eine Stunde dauert es, bis die Stadt unter einer Schneedecke versinkt. Mehrere Unfälle beschäftigen die Polizei, auf den Straßen ist nur noch Schritttempo möglich. Zu diesem Zeitpunkt ist Christian Hirsch schon seit ein paar Stunden auf den Beinen. „Um 4.30 Uhr haben wir uns getroffen“, erzählt der Mitarbeiter des städtischen Bauhofes: „Wir haben dann erst einmal vorgestreut. Doch bei den Massen, die später an Schnee runter kamen, hat das leider fast nichts gebracht.“
Seit zwei Jahren ist der 25-Jährige auf den großen Lkw des Winterdienstes im Einsatz. Seine Route führt ihn an diesem ersten Schneetag des Jahres 2015 durch Lintorf, Breitscheid und Tiefenbroich. Einfach ist anders. Das wird schon nach wenigen Metern deutlich. Die Straßen sind eine einzige Rutschbahn, der Schnee, der vom Himmel fällt, scheint kein Ende nehmen zu wollen.
Eine dunkle Limousine hat sich noch mal schnell vor den großen orangenen Räumwagen gesetzt. Hätte der Fahrer sich mal besser etwas geduldet, dann wären die nächsten Minuten für ihn einfacher geworden. So rutscht und schliddert er vor Hirsch hin und her. Erst nach mehreren hundert Metern folgt die Einsicht. Er fährt rechts an, lässt das Räumfahrzeug vorbei und fährt dahinter weiter. „Das erleben wir sehr oft. Viele Autofahrer haben scheinbar keine Lust, hinter uns her zu fahren und nehmen dann solche Schwierigkeiten in Kauf“, sagt Hirsch. Aufregen tun er und seine Kollegen sich über so etwas schon lange nicht mehr: „Bringt ja nichts.“
Knapp drei Meter über der Straße sitzt Hirsch, muss lenken, gleichzeitig den Hebel für die Steuerung des Mega-Schneeschiebers bedienen und vor allem die Ruhe bewahren. Hektisch werden bringt nichts.
Wie auf der Brücke über die Güterbahnstrecke in Tiefenbroich. Die ist eine einzige Rutschbahn — und wieder hat sich ein Autofahrer vor Hirsch gedrängelt und schleicht nun in Schrittgeschwindigkeit die Rampe in richtung Tiefenbroicher Straße hoch.
Für den Streuwagen fatal. Irgendwann ist es für das tonnenschwere Gefährt zu langsam, nichts geht mehr. Jetzt sind fahrerisches Können und Nerven wie Drahtseile gefragt, damit der Wagen nicht abrutscht. Ein Kurierdienstwagen überholt derweil mal eben auf der Brücke, während der Bauhof-Mann ruhig rangiert — und den Wagen innerhalb von zwei Minuten aus der misslichen Lage befreit hat.
Weiter geht’s. Während vorne der Schnee geräumt wird, haut die Maschine am Heck fleißig Salz auf die Fahrbahn. Mit Tempo 30 lenkt Hirsch den Lkw durch Lintorf, bedankt sich freundlich, wenn andere Verkehrsteilnehmer so viel Umsicht zeigen und warten, bis er an ihnen vorbei gefahren ist.
Eng wird es wenig später wieder. An der Straßenecke Duisburger Straße/ Im Kreuzfeld stehen drei Pkw im Haltverbot.
Augenmaß und Schritttempo sind jetzt gefragt. „Manchmal wünschte ich mir, die Leute würden etwas mitdenken. So würden sie uns die Arbeit leichter machen und wir wären schneller unterwegs“, sagt Christian Hirsch.
Mehrere Minuten dauert es, bis er den Engpass passiert hat, ohne irgendwo anzuecken. Knapp drei Stunden dauert die Räumtour. Mittlerweile ist es später Mittag. Hirsch und seine Kollegen sind seit knapp zehn Stunden im Einsatz. Der Schnee hat aufgehört. Doch vor der wohl verdienten Pause ist noch eine Streutour angesagt — mit Konzentration und guten Nerven.