Bruderschaft: Ein Schützenchef, der nicht schießen kann
Gero Keusen löst Karl-Heinz Schneider als Vorsitzender der Sebastianer ab. Versammlung verlief diesmal sehr harmonisch.
Ratingen. Das Ergebnis ist sehr ordentlich, aber nicht berauschend: Mit knapp 80 Prozent Ja-Stimmen wurde am Sonntag auf der Wintergeneralversammlung der St. Sebastiani-Bruderschaft Gero Keusen zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er tritt die Nachfolge von Karl-Heinz Schneider an, der sich aus persönlichen Gründen aus dem Vorstand zurückzog.
Rund 240 Schützen aller Kompanien waren ins Pfarrzentrum von St. Peter und Paul gekommen. Anders als im Vorjahr erlebten sie diesmal eine harmonische Sitzung. Nach einem Jahr als Stellvertreter ist Keusen nun zum Chef der Bruderschaft aufgestiegen. Der Vorsitz bleibt damit weiterhin in Hand der Tellaner. Keusens Nachfolger auf dem Stellvertreterposten soll erst im Sommer gewählt werden.
Keusen hatte schon als Hauptmann der Tell-Kompanie Führungserfahrung gesammelt. Und dass er sich auch im Rampenlicht sicher bewegen kann, bewies er während seiner Amtszeit als Prinz Karneval in der Session 2008/09. Den „Aufstieg“ vom Prinzen zum (Schützen-)König werde er so schnell aber nicht schaffen, verriet Keusen. „Ich kann nicht schießen — wirklich!“
Die vielbeschworenen Fußstapfen, die seine Vorgänger — darunter auch Vater Josef Keusen — hinterlassen haben, stören ihn nicht: „Ich will nicht in Fußstapfen treten, sondern eigene Akzente setzen. Und wenn alle dabei mithelfen, wird das schon werden.“ Ihm liegen drei Dinge besonders am Herzen: ein ehrlicher und konstruktiver Dialog untereinander — und mit anderen Brauchtumsvereinen, die Förderung der Jugend („wir wollen da noch mehr Mitglieder bekommen“) und natürlich das Leitmotiv der Bruderschaft „Glaube, Sitte, Heimat“. Für Anregungen und Kritik will Keusen eine spezielle E-Mail-Adresse einrichten: bruderschafts-chef@t-online.de.
Mit langem Beifall wurde der scheidende Schützenchef Karl-Heinz Schneider bedacht, der immerhin 23 Jahre als Vorsitzender und Stellvertreter die Geschicke der Bruderschaft gelenkt hat. Einstimmig wurde er zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Schneider, der bei seiner letzten Wahl knapp 100 Prozent Ja-Stimmen erhalten hat, sieht das aktuelle Ergebnis gelassen. „In zwei Jahren ist alles anders, dann hat Gero auch die Skeptiker überzeugt.“ Nachhilfe in Sachen Schießen will er ihm übrigens nicht geben, aber einen Tipp: „Üben hilft!“