Ratingen Wahlvorsteher lobt Ratinger Wähler

Ratingen. · In diesem Jahr ist alles ein bisschen anders. Das Team im Wahllokal Weiße Villa an der Düsseldorfer Straße hat sich auf einen Wahltag unter strengen Corona-Schutzbestimmungen vorbereitet. Die Organisation lief reibungslos ab.

 Im Wahllokal in der Weißen Villa durfte Elisa für ihren Vater die Stimmzettel in die Wahlurne werfen.

Im Wahllokal in der Weißen Villa durfte Elisa für ihren Vater die Stimmzettel in die Wahlurne werfen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Auf den Treppen zur Weißen Villa an der Düsseldorfer Straße warten die Wähler geduldig. Andreas Schlimm, Wahlvorsteher für den Stimmbezirk 7083, überwacht mit Argusaugen das Prozedere. Seit 40 Jahren begleitet er nun schon Wahlen in der Stadt Ratingen. Er kennt das Metier also aus dem Effeff. Doch mit Corona ist auch für ihn diesmal vieles ­anders.

Für Schlimm begann die Wahl schon am Samstag. „Am Morgen habe ich das Wählerverzeichnis, die Schlüssel für die Urne, das Handgeld für die Helfer und die Wahlniederschrift abgeholt.“ In diesem Vordruck werden alle Daten des Stimmbezirks erfasst. Besondere Vorkommnisse werden ebenso eingetragen wie das Ergebnis der abendlichen Stimmauszählung. Bis dahin lief alles wie immer in den vergangenen vier Jahrzehnten.

Der Sonntag begann für Schlimm und sein Team jedoch früher als sonst. „Wir waren um 7.15 Uhr vor Ort“, so Schlimm. Es galt, Vorbereitungen für die Wahl unter Corona-Bedingungen zu treffen. „Die Abstandsflächen mussten ausgemessen und abgeklebt werden“, erklärt der Ratinger. Das Team fand in der Weißen Villa jedoch schon ein gut bestelltes Feld vor. „Das Haus wird als Begegnungsstätte genutzt, da waren viele Abstandsmarkierungen schon vorhanden“, so Schlimm. Aber: Das Wahlteam muss in der Weißen Villa den Laufweg vorgeben, damit sich die Besucher nicht begegnen.

Das Team ist auf (fast) alle Eventualitäten vorbereitet. „Wir haben Mund-Nasen-Schutz da, ebenso Kugelschreiber auf Vorrat, und die Wahlhelfer sind durch Spuckschutzscheiben geschützt“, erklärt der Wahlvorsteher. Und noch etwas ist anders. „Sonst haben wir hier zwei Stimmbezirke. Damit es keine allzu langen Warteschlangen gibt, ist der zweite in die Gebrüder-Grimm-Schule ausgelagert worden.“

Andreas Schlimm ist zufrieden. „Alles war sehr gut vorbereitet. Die Wähler sind wirklich diszipliniert und halten sich an die Regeln. Fast alle haben einen eigenen Mund-Nasen-Schutz und einen eigenen Kugelschreiber dabei.“ In den vergangenen Jahren gab es schon mal freche Sprüche der Wähler, man kennt sich halt über die Jahre. Tabu sind für ihn politische Diskussionen – egal, ob mit oder ohne Corona.

Viele nutzten in den vergangenen Jahren bei Wahlen den Gang zur Urne auch für einen kurzen Plausch mit den Nachbarn. „Das fällt jetzt weg“, so Schlimm. Dieses Mal geht das Wahlprozedere fast lautlos über die Bühne. Die meisten scheinen beim Besuch des Wahllokals bereits entschieden zu haben, wo sie ihr Kreuz platzieren. „Nur wenige überlegen in der Wahlkabine noch.“ In zwei Wahlkabinen ist die Stimmabgabe möglich. Drei Helferinnen nehmen die Wähler in Empfang. Silke Philipp kontrolliert die Wahlbenachrichtigung, Ilona Zagwowski prüft, ob der Name im Wählerverzeichnis steht, und Nadja Anna Jlazyna hat im Blick, ob die Stimmzettel in die richtige Urne geworfen werden. Neben Bürgermeister, Stadtrat, Landrat und Kreistag wird auch der Integrationsrat gewählt. Die Stimmung ist gut: „Wir kennen uns seit vielen Jahren“ verraten die drei Damen. „Außer, dass es ruhiger zugeht und wir hinter einer Scheibe sitzen, ändert sich für uns nichts.“

Andreas Schlimm nickt einem der Wartenden auf der Treppe vor dem Haus zu. Der Mann betritt das Wahllokal, nicht ohne vorher das bereitgestellte Desinfektionsmittel zu nutzen. Zügig absolvieren die Wahlhelferinnen ihre Aufgabe. Und schon kann der nächste eintreten, während der Wähler das Haus durch den Hinterausgang verlässt.

„Es läuft wirklich reibungslos“, lobt Andreas Schlimm das Team und die Ratinger Wähler. Auf ihn und sein Helferteam wartet noch ein sehr langer Tag. Dieser endet erst, wenn alle Stimmen ausgezählt sind. Ob Schlimm noch eine Wahl mitmacht, nachdem er jetzt das Rentenalter erreicht hat? „Die Bundestagswahl könnte ich eigentlich noch mitnehmen“, stellt er fest.

(Andrea Bindmann )