Die automatische Bibliothek

Durch ein neues Chipsystem sollen Nutzer der Stadtbücherei Medien selbstständig abholen und zurückgeben können.

Ratingen. Mehr Service, mehr Komfort, mehr Flexibilität: Böse Zungen behaupten, diese Begriffe haben mit der Stadtverwaltung wenig zu tun. Was falsch ist, wie das Bürgerbüro seit Jahren zeigt. Bald sollen auch im Medienzentrum in Sachen Kundenfreundlichkeit neue Zeiten anbrechen. Ein funkgesteuertes Buchungssystem würde die Ausleihe und Rückgabe von Büchern, Zeitschriften, CDs und DVDs wesentlich bequemer und flexibler machen. Die Stadtverwaltung plant dafür die Anschaffung einer neuen Technik.

Das Zauberwort heißt RFID, was für Radio Frequency Identification steht. Die Medien werden dabei nicht mehr wie bisher über den Strichcode mit einem Scanner ins Computersystem ein- oder ausgelesen, sondern per Funk: Ein Minichip im Etikett sendet die Daten selbstständig an den Verbuchungsautomaten.

Die Benutzer der Stadtbücherei können mit der neuen Technik die Medien selbstständig ausleihen, aber auch zurückgeben. Und dabei wird’s besonders bequem: Der Rückgabeautomat wird auch ein Fach an der Außenwand des Medienzentrums bekommen, so dass auch außerhalb der Öffnungszeiten quasi rund um die Uhr Medien zurückgegeben werden können. „Die Technik stellt natürlich sicher, dass kein Unfug betrieben wird“, sagte Bücherei-Chefin Erika Münster: „Wenn ein Witzbold eine Schale mit Pommes in das Fach stellt, nimmt der Automat die nicht an.“ Auch die Ausleihe würden die Nutzer mit dem neuen System selbst besorgen, ebenso das Bezahlen von Säumnis- und Mahngebühren an einem Kassenautomaten.

Das Personal könne sich verstärkt um Information, Beratung und Leseförderung der Kunden kümmern, nennt Münster einen weiteren Vorteil. Außerdem ist das neue System wirtschaftlicher, wie die Kämmerei berechnet hat. Mit dem RFID-System können 95 200 Euro Personalkosten eingespart werden — umgerechnet 2,5 Stellen. „Diese Einsparung bedeutet aber keine Serviceverschlechterung“, versichert Münster. Und im Medienzentrum müsse auch niemand um seine Stelle bangen. In den nächsten Jahren würden mehrere Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden. „Deshalb wäre jetzt ein sehr guter Zeitpunkt für die Einführung des Systems.“ Der Personalrat erhebt grundsätzlich keine Bedenken, aus dem Stellenabbau dürfe aber keine „Jobvernichtung“ werden.

Für die Umstellung müssten rund 417 000 Euro investiert werden, das Land würde die Maßnahme mit maximal 100 000 Euro fördern. Die neue Technik ist allerdings nur für das Medienzentrum vorgesehen, in den Zweigstellen sei der Einsatz des Selbstbucher-Systems nicht rentabel.